
Die mittelalterliche Handschrift MS 120 des Pembroke College in Cambridge zeigt auf fol. 6v eine Richterdarstellung mit Christus und den Heiligen im oberen und den Orten des Gerichts im unteren Teil. Rechts steht das weit aufgerissene Maul eines Monsters für die Hölle, links ist das Himmlische Jerusalem zu finden. Ein Engel steht auf der Schwelle der Gottesstadt, ein weiterer Engel schiebt angstvoll von rechts die kleine Gruppe in Richtung Himmelstor. Anhand ihrer Palmwedel soll gezeigt sein, dass es sich um Märtyrer handelt. Vier der fünf Personen sind Mönche, anhand der Tonsuren zu erkennen. Die Figuren sind extrem schlank und vertikal ausgerichtet, was für die Buchmalerei des späten 11. und frühen 12. Jahrhunderts typisch ist. Die Gottesstadt ist durch ein vertikales Mauersegment angedeutet: Im unteren Bereich des Fundaments befinden sich Edelsteine im Rautenmuster, darüber folgt eine Zone mit Quadersteinen, dann zwei Fenstern oder Arkadenbögen. Über diesen befinden sich zwei weitere Stockwerke, wiederum aus Fenstern oder Arkadenbögen. Diesmal jedoch sind sie nicht leer, sondern die Zwischenräume sind mit jeweils einem Heiligen besetzt. Die Illustrationen zum Neuen Testament im Stil des Alexis-Meisters entstanden um 1135 im Umfeld des Skriptoriums von Bury St. Edmunds und sind nicht koloriert.
The medieval manuscript Library of Pembroke College Cambridge 2 Ms. 57-120, Cambridge 1990.
Peter Kidd: Cambridge, Pembroke College MS 120: Overlooked and new observations, in: Transactions of the Cambridge Bibliographical Society, 13, 3, 2006, S. 289-300.
Claus Bernet: Torszenen, Himmelspforten, Porta Coeli, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 11).