Nach dem Krieg wurde die Herz-Jesu-Kirche zu Hagen-Eilpe im nördlichen Sauerland in den Jahren 1955/56 wegen der vermehrten Nutzung vor allem durch Flüchtlinge im brutalen Betonstil als Vertriebenenkirche erweitert. Die Chorraumwand verblieb zunächst ohne jeden nennenswerten Schmuck. Erst zum hundertjährigen Jubiläum der Kirche 1998 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Kölner Künstler Clemens Hillebrand (geb. 1955) mit einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem gewinnen konnte. Es war das ausdrückliche Anliegen, etwas mehr Menschlichkeit und Schönheit in den Sakralraum zu bekommen, wofür Clemens Hillebrand wie geschaffen war. Der Künstler prangert schon seit Jahren die ästhetische Verwahrlosung von Kirchen, die Kälte der Innenstädte und die Zerstörung der Umwelt an, lange, bevor sich das Parteien auf ihre Fahnen schrieben.

Hillebrands Ausführung für Hagen-Eilpe ist in einigen Punkten ungewöhnlich: Die quadratische Stadt weist an ihren Ecken vier überdachte Türme auf, die hier für die vier Evangelisten stehen sollen. Dazwischen sind zwölf Tore für die zwölf Stämme Israels gesetzt. Aus vier Toren (stets aus dem mittleren der drei Tore einer Seite) strömt das Wasser des Lebens und füllt den gesamten Raum um die Stadt in hellblauer Farbe an. Im Zentrum der Stadt sieht man das Lamm Christi auf dem versiegelten Buch des Lebens, nach einer Vorlage aus St. Kastor in Koblenz. Ansonsten ist sie mit Bauten angefüllt, die sich zum Lamm hin ausrichten. Um die Stadt zieht sich ein Siegeskranz aus Blättern und Zweigen, was auf den Lebensbaum verweist. Auch die Seitenbögen des Chorraumes nehmen mit Blättern und Zweigen dieses Motiv auf und stellen so eine Verbindung zwischen Altarraum und Gemeinde her.

Clemens Hillebrand – Malerei in Architektur, Köln 2000.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).