Im Jahr 1953 wurde das südliche Querschiff der römisch-katholischen Kirche St. Bavokerk in Haarlem mit einem Wandgemälde von Han Bijvoet (1897-1975) ausgestattet. Der Künstler aus Amsterdam ist vor allem für seine Glasfenster und Keramiken bekannt, Wandmalereien von Bijvoet gibt es ansonsten nur noch in der Gnadenkapelle in Heiloo und in der Marienstiftung in Haarlem. In St. Bavo hat der Künstler von 1925 bis 1957 immer wieder Arbeiten ausgeführt. Archivalische Unterlagen belegen, dass die Planung dieses Wandbildes bis 1944 zurückreicht. Bei dem Bild hat Bijvoet sich an mittelalterlichen Wandteppichen orientiert, etwa an denen des Willem de Pannemaker aus Brüssel. Es ist, soweit bekannt, das einzige Mal, dass der Künstler nach Heiloo dieses endzeitliche Thema noch einmal dargestellt hat. Links ist der Barmherzige Samariter, rechts der Verlorene Sohn dargestellt (hier nicht abgebildet). Über dem Scheitel des Torbogens wurde das Himmlische Jerusalem eingefügt, bei dem sogleich die drei gewaltigen Freitreppen auffallen, die auch einen Teil des Fundaments der Stadt ausmachen könnten, oder beides verbinden. Darüber erheben sich Mauern und Türme, die an maurische Architektur angelehnt sind, aber durch zahlreiche lateinische Kreuze als Sakralbauten gekennzeichnet sind. Die Einzelheiten lassen sich aus der Ferne nicht gut differenzieren, da die gesamte Architektur in einen goldenen Farbton gesetzt wurde. Zwischen den Türmen schweben über der Stadt gewaltige Engel mit weit ausgestreckten weißen Flügeln. Über jedem der drei Tore ist es ein Engel, insgesamt muss man sich zwölf vorstellen. Um die Stadt zieht sich eine paradiesische Landschaft mit zahlreichen fremdländischen Pflanzen, Blumen und Bäumen, und auch Tieren, wie etwa Pfauen – ein Tier, das immer mal wieder im Neuen Jerusalem dargestellt wird.
Thomas Adriaan Delleman: De Grote of St.-Bavo kerk te Haarlem, Haarlem (1979).
Antoon Erftemeijer: Getooid als een bruid. De nieuwe Sint-Bavokathedraal te Haarlem, Haarlem 1997.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).