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Willem de Pannemaker: Brüsseler Wandteppiche (um 1550)

„La meretriz y su castigo/Las bodas del Cordero“ („Die Prostituierte und ihre Strafe/Die Hochzeit des Lammes“ ist eine Tapisserie aus Gold, Seide und Baumwolle. Sie stammt aus der Brüsseler Werkstatt von Willem de Pannemaker, der von 1535 bis 1581 aktiv war, und wurde nach einem Apokalypsezyklus des Malers Bernard van Orley (1491/92-1542) geschaffen. Um 1550 soll der Wandteppich fertiggestellt worden sein, der einst den Palast des San Ildefonso im spanischen Segovia schmückte und sich heute im Museum Patrimonio Nacional in Madrid befindet.
Die Tapisserie zeigt die Hure Babylons, die Wehen der Apokalypse und die Hochzeit des Lammes. Im oberen Teil des 8,54 x 5,22 Meter großen Wandteppichs öffnen sich die Wolken zum Gericht, links erscheint Petrus in einer Himmelspforte, die bewusst einfach und schlicht gehalten ist, da erst der folgende Wandteppich das Neue Jerusalem in seiner ganzen Pracht zeigt.

 

„El Angel vence al Dragón“ („Der Engel bindet den Drachen“) ist eine weitere Tapisserie aus Gold, Seide und Baumwolle. Sie stammt ebenfalls aus der Werkstatt des Willem de Pannemaker und ist eien Kopie nach Orley. Die Tapisserie zeigt das 19. und 22. Kapitel der Apokalypse in einem einzigen großen Bildpanorama. Das Bildprogramm kommt auch in der Bildüberschrift zum Ausdruck: „FIET. IVDICIVM. DEMON. CLAVDETVR. ABISSO. / DIVINAS. LAVDES. AGMINA. SANCTA. CANENT. / IVSTICIAE. CAPIET. MERCEDEM. ECCLESIA. VICTRIX / COELICA. PERPETVO. REGINA. TENEBIT. OVANS.”.
Das Himmlische Jerusalem ist also nur ein, aber das zentrale Element einer vielschichtigen Komposition. Die Stadt besteht eigentlich hauptsächlich aus ihren Türmen in einer etwas seltsamen Anordnung: Drei breite Türme stehen an der Vorderseite der Stadt, fünf weitere an der Rückseite. Vier weitere, massive und quadratische Türme sind in den vier Ecken der Ummauerung zu sehen, von denen besonders die vorderen ins Auge fallen. Die Türme sind zugleich Stadttore, in oder vor denen Wächterengel knien. Weitere Figuren, vermutlich Heilige oder Engel, findet man im Stadtinneren an den vier Ecken der Ummauerung. In der Mitte der Stadt breitet sich das blaue Wasser des Lebensflusses aus. Die Bäume und Büsche an den Toren der Stadt untermauern zusätzlich den Eindruck eines hortus conclusus.

Marthe Crick-Kuntziger: De Apocalypsis wandtapijten, Antwerpen (1956).
Paulina Junquera de Vaga, Concha Herrero Carretero: Catalogo de tapices del Patrimonio Nacional, Bd.1: Siglo XVI, Madrid 1986.

 

tags: Wandteppich, Adelskultur, Madrid, Spanien, Brüssel, Belgien, Himmelspforte
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