
Glasfenster mit Darstellungen des Neues Jerusalem außerhalb von Kirchen sind eine Rarität, am häufigsten findet man sie noch in Rathäusern als Gerichtsbild, in Friedhofskapellen oder in Krankenhäusern. Die Kapelle im Untergeschoss des St. Marien-Hospitals in Borken (Münsterland) wird von der örtlichen römisch-katholischen Remigiuskirche mit betreut. Das Betonfenster links neben dem Altar zeigt im Zentrum das göttliche Lamm. Es ist hier nicht weißfarben, sondern pechschwarz. Überzogen ist es mit dreizehn Augen, die sich über seinen ganzen Körper verteilen. Umgeben ist es von losen goldgelben Glasbrocken, die die Häuser der Stadt markieren. Diese bis zu dreißig Zentimeter großen Glasbrocken durchbrechen nicht das Fenster, sondern sind aufgeklebt. Die Kunst besteht darin, es wirken zu lassen, als seien die Steine zufällig gestreut, wobei sie selbstverständlich bewusst positioniert sind.
Die Dreidimensionalität und den Schattenwurf kann man am besten erkennen, wenn man unmittelbar an die Fensterwand herantritt, wobei dann auch die Metallschienen als Träger der Fensterplatten sichtbar werden. Diese Glasbrocken erscheinen weniger hell, während das übrige Glas, das Tageslicht von außen durchlässt, viel heller und an manchen Tagen geradezu blendend den Raum erhellt.
Das Lamm mit den Glasbrocken ist von einem weißen quadratischen Band umzogen, das an jeder Seite an drei Stellen von grünen Steinen durchbrochen ist (die Tore der Stadt, ähnlich wie ein Fenster in Neuenburg von Gerd Jähnke). Die vier Ecken sind mit einem roten Stein, in den ein Stern eingezeichnet ist, geschmückt.
Das Betonfenster wurde im Februar 1966 zusammen mit dem von den Architekten Burlage und Niebuhr aus Osnabrück erbauten Krankenhaus eingeweiht. Entworfen und ausgeführt wurde es von Rudolf Krüger-Ohrbeck (1930-2000) aus Osnabrück. Die ganze apokalyptische Szene hat er mit wenigen Scheiben gesetzt, die Primärfarben heben sich deutlich von der breiten, schwarzen Fassung ab. Betonfenster dieser Art waren eine Besonderheit der 1960er Jahre, Rudolf Krüger-Ohrbeck hatte sich darauf spezialisiert. Für das Himmlische Jerusalem ist diese Arbeit ein exzellentes Beispiel, das nur von einem Meister mit akademischer Ausbildung, theologischem Wissen und künstlerischer Erfahrung wie Krüger-Ohrbeck gestaltet werden konnte.
Teamgeist und Menschlichkeit: Wir sind immer für Sie da. 150 Jahre St.-Marien-Hospital Borken, 1845-1995, Borken 1995.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).