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Gerd Jähnke (1921-2005): Versöhnungskirche Neuenburg vorm Wald (1968)

In Neunburg vorm Wald (Oberpfalz) befindet sich die evangelisch-lutherische Versöhnungskirche. Sie wurde im Jahr 1906 im Jugendstil erbaut und 1968 unter Pfarrer Dieter Kreysler umfangreich erweitert. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Fenster im Neubau, auf denen auch die Erlebnisse der Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs in einem biblischen Kontext erzählt werden. Flüchtlinge aus Schlesien und Ostpreußen machten damals einen Großteil der Gemeinde aus.


Das zweite Fenster an der Südseite (rechts vom Eingang) hat das Himmlische Jerusalem zum Thema. Man sieht dort ein Rechteck, an dem jeweils drei Rundbögen die zwölf Tore der Stadt markieren. Die schwarzen Linien der Tore setzen sich im Fenster fort bis an den äußeren Rand. Oben und unten sind braune Felsen dargestellt, möglicherweise eine Andeutung der Insel Patmos oder der vergangenen Schöpfung. Das Symbol in der Bildmitte ist eindeutiger: Das Dreieck symbolisiert die göttliche Präsenz in der Stadt. Belebende Elemente, wie Engel, Apostel, Johannes oder andere Figuren sind hier nicht eingebracht.
Das Fenster ist eine Arbeit von Gerd Jähnke (1921-2005), ein Kunst- und Glasmaler, der in München als Freischaffender sein Atelier hatte. Das Himmlische Jerusalem ist von ihm bereits zuvor auf einem Fenster der Martin-Luther-Kirche in Würzburg in ähnlicher Gestaltung thematisiert worden. Auf Anfrage Ende der 1990er Jahre differenziert der Künstler: „Es gibt eine Linie meiner Arbeiten, die aufeinander aufbauen. Desto häufiger mir ein Thema anvertraut wird, desto mehr Ideen entstehen; die Arbeiten werden ‚gereifter‘, wenn Sie so wollen. Man bekommt heute auch mehr Rückmeldungen aus den Gemeinden als damals. (…) Bei der künstlerischen Umsetzung der Motive (bei der Versöhnungskirche) hatte ich freie Hand. Damals setzte ich der alten Welt unten rotbraune Scheiben oben gegenüber – es geschah aus rein kompositorischer Erwägung. Wenn Sie genau sehen, werden Sie feststellen, dass die Breite der Stadt die Länge übertrifft. Das macht bei einer Fensterbahn in einigen Metern Entfernung durchaus Sinn. Ebenso nimmt natürlich auch das Dreieck eine breitere Gestalt an. Heute würde ich es anders machen: auf die oberen Scheiben verzichten, die Seiten der Stadt gleich setzten, das Lamm anstelle des Symbols einfügen“.

Selten zu sehen: Ein Glasfenster mit dem Motiv des Neuen Jerusalem im geöffneten Zustand.

Gerd Jähnke 50 Jahre, in: Das Münster, 24, 1971, S. 150.
Otto Reimer: Festschrift der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Neunburg vorm Wald zum 100jährigen Kirchenjubiläum: 1906-2006, Neunburg v. W. 2006.
Gerhard Beck: Evangelisch-lutherische Versöhnungskirche Neuenburg vorm Wald, Neuenburg vorm Wald, um 2018.

 

tags: Oberpfalz, Moderne, Gerd Jähnke
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