Ein ungewöhnliches, komplexes Meisterwerk der Marienkunst befindet sich heute im Regionalmuseum des mexikanischen Bundesstaates von Querétano. Das Thema ist die Franziskanerfestung, bei der statt unterschiedlicher Bewohner und Bewohnerinnen des Neuen Jerusalem (verschiedene Stände) lediglich Mönche und Nonnen des Franziskanerordens Jerusalem betreten dürfen. In Schlachtordnung treten sie an, in den zwölf Eingängen halten Heilige ebenso Wache wie auf den Türmen der Stadt.
In diesem Fall ist der Maler bekannt: Es handelt sich um Basilio de Salazar (1613-1645). Sein Ölgemälde aus dem Jahr 1637 (101 x 120 Zentimeter) zeigt die Erhebung der „Immaculata conceptio“ durch ausschließlich Vertreter des Franziskanerordens.
Die Franziskaner sind unten von einer quadratischen Stadtmauer umschlossen, in deren Zugangstoren an Stelle der Engel Mönche wachen, im zentralen Mitteltor etwa der Heilige Bonaventura. In der Stadt sind die Mönche und Nonnen in Gruppen untergliedert, man kann dort viele historische Persönlichkeiten ausfindig machen. In dieser Stadt sind auch unterschiedliche Bauten mit vergoldeten Dächern integriert, angelehnt an historische Kirchenbauten Neuspaniens. In der Mitte der Stadt thront eine übergroße Marienstatue als gekrönte Himmelskönigin im Hochbarock. Falls dies die älteste Fassung sein sollte, hat Basilio de Salazar drei große Werke maßgeblich mit inspiriert: Pedro de Villafranca y Malagóns „Mystica Ciudad de Dios“ (ab 1668), dann José Rodríguez Carneros Maria Immaculata (um 1690) sowie schließlich das Marien-Jerusalem aus Nuestro Señor in Chalma (um 1778).
Über Maria erscheinen bei de Salazar links eine geschlossene und rechts in den Wolken eine geöffnete Himmelspforte, dazwischen weitere Symbole nach der Lauretanischen Litanei, etwa eine Lilie oder eine Sprossenleiter. In diesem Kontext wird die Stadt Jerusalem zur Civitas Dei als eine der Verherrlichungen Mariens nach der Litanei. Nur ist in diesem seltenen Beispiel die Civitas Dei nicht als kleine Stadtabbreviatur zu finden, sondern sie ufert regelrecht zu einer Vedute aus, die sich über die gesamte untere Hälfte der Malerei zieht.
Xavier Moyssén: Basilio de Salazar, un pintor del siglo XVII, in: Anales del Instituto de Investigaciones Estéticas, 13, 46, 1976, S. 49-57.
Painting a new world. Mexican art and life, 1521-1821, Denver 2004.
Ronda Kasl (Hrsg.): Sacred Spain, London 2009.