Eine neue Bibelausgabe mit einem neuen Himmlischen Jerusalem erschien im Jahr 1564. Gedruckt wurde diese Neuausgabe in Frankfurt am Main bei Sigmund Feyerabend (1528-1590), Georg Rab (um 1535-1580) und Weigand Hanens Erben.
Die Drucklegung geschah im Auftrag und auf Kosten des Herzogs Christoph von Württemberg in einer Auflage von zweihundert Exemplaren zur Ausstattung von lutherischen Kirchen – demnach findet man diese Bibelausgabe auch weniger in Hessen, sondern eher in Schwaben und Württemberg. Der Titel der Lutherbibel blieb gegenüber den Vorgängerausgaben unverändert: „Biblia, das ist, Die gantze Heylige Schrifft Teutsch“. Von den 134 Holzschnitten zeichnet sich der des Himmlischen Jerusalem durch seine ausgeglichene, einheitliche Komposition aus, was die harmonische, weiche Farbtönung nochmals unterstreicht. Rund um die Stadt ist Bewegung, wozu erneut die Farben beitragen: Oben ziehen zweifarbige Wolken in Pastelltönen vorbei, links wächst ein Baum nach oben und unten korrespondiert der Boden aus vielgestaltigen Erdschollen mit den Wolken des Himmels. Im Inneren der Stadt ist nicht die zeittypische Symmetrie der Bauten zu finden, die die Werke vor und auch nach dieser Ausgabe gewöhnlich kennzeichnet. Die giebel- und traufständigen Bauten scheinen sich in vier Quartiere bzw. vier Stadtviertel zusammenzudrängen. Von links nach rechts wird die Stadt durch eine Achse – eine Straße oder ein Kanal – durchschnitten. Ein Stadtzentrum ist nicht besonders hervorgehoben. Bemerkenswert ist, dass diese Stadt nicht unbevölkert ist, sondern dass auf den Straßen einige kleine Menschen umherlaufen – man wüsste gerne, was ihre Aufgaben und Vorhaben sind. Auch die zwölf Tore sind besetzt, nämlich mit Engeln, von denen die drei vorderen bunte Flügel haben. Die Ausführung der Engels- und Johannesfigur beweist: Hier muss ein Meister am Werke gewesen sein – vermutet wird Jost Amman (1539-1591) aus Nürnberg. Angeblich, so ist zu lesen, soll Amman sich an „Vorlagen“ von Johann Bocksberg orientiert haben – eine solche Vorlage zu diesem Jerusalem ist jedoch nicht bekannt, ich halte sie für eine Erfindung.
E 436 in: Stefan Strohm, Peter Amelung, Irmgard Schauffler, Eberhard Zwink (Bearb.): Deutsche Bibeldrucke, 1466-1600, Stuttgart 1987, S. 254-257.