Frederick Barnard (1846-1896): Pilgrim’s Progress, Ausgabe 1890

Im Jahr 1890 erschien in Chicago durch den Verlag John C. Winston & Co. eine neue Ausgabe von Pilgrim’s Progress für den rasant wachsenden amerikanischen Buchmarkt. Enthalten ist in dieser Ausgabe die Farbillustration „Christian and Hopeful reach the Celestial City“ („Christian und sein Begleiter Hoffnung erreichen die himmlische Stadt“). Zwei Engel geleiten den ankommenden Pilger über Stufen zum geöffneten Himmelstor. Dieser ist neuerdings als Ritter in Rüstung unterwegs, man findet solches schon im 18. Jahrhundert, dann bei Henry Courtney Selous und später bei Byam Shaw. Hinter den breiten Stufen erheben sich Bauten des Neuen Jerusalems, die an gewaltige Triumphbögen, wie sie auch um diese Zeit gebaut wurden, angelehnt sind. Durch das opake Licht und die gelbe Tönung, die die gesamte Illustration überzieht, lassen sich Einzelheiten der Architektur kaum ausmachen. Die Pforte jedenfalls besteht aus mehreren Säulen und einem Tonnengewölbe. Sie steht offen, durch sie hindurch erahnt man weitere Stufen und weitere Bauten.
Illustriert wurde die Ausgabe von Frederick Barnard (1846-1896). Er steuerte hier vier Chromolithographien bei, sowie zahlreiche Schwarzweiß-Zeichnungen. „Christian and Hopeful reach the Celestial City“ entstand 1890 und wurde ein Jahr später in dem Buch zwischen den Seiten 168 und 169 abgedruckt.

 

Zum Künstler:

Frederick Barnard wurde am 26. Mai 1846 in London als Sohn des Silberschmieds Edward Barnard geboren. Er studierte Kunst an der Heatherley’s Art School in London, dann bei Léon Bonnat in Paris. Bekannt wurde er bald durch seine Schwarzweiß-Zeichnungen von Straßenszenen. Er arbeitete in London und bei Cullercoats an der Küste von Northumberland, dort als Karikaturist und Illustrator für Magazine wie Punch, The Illustrated London News, Harper’s Weekly, Ally Sloper’s Half Holiday, Fun, The Penny Illustrated Paper und Judy. Seine Werke wurden auch an der Royal Academy of Art ausgestellt.
1870 heiratete Barnard Alice Faraday, eine Nichte des Chemikers Michael Faraday. In den 1880er Jahren schlossen sich Fred und seine Frau Alice einer Künstlerkolonie am Broadway in den Cotswolds an. 1871 erhielt er den Auftrag, neun Bände der Household-Edition der Werke von Charles Dickens zu illustrieren, darunter Bleak House, A Tale of Two Cities, Sketches by Boz, Nicholas Nickleby, Barnaby Rudge, Dombey and Son und Martin Chuzzlewit. Über einen Zeitraum von acht Jahren hat Barnard rund 450 Illustrationen produziert.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich Barnard als Porträtist der Aristokratie und der königlichen Familie einen Namen gemacht. Nach dem Tod seines Sohnes Geoffrey 1891 verfiel er einer schweren Depression. Obwohl seine Arbeit davon unberührt blieb, litt seine Beziehung zu Alice, und am 28. September 1896, im Alter von neunundvierzig Jahren, fing seine Bettwäsche durch die von ihm gerauchte Pfeife unter dem Einfluss einer Droge, wahrscheinlich Laudanum, Feuer. Er verstarb qualvoll gleichzeitig an Erstickung und Verbrennung.

 

tags: Open Library, John Bunyan, Pilgrim's Progress, USA, Engel, Triumphbogen, Lithographie, Viktoriianismus
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