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Augustinus: „De Civitate Dei“ aus Flandern (1450-1500)

Die Openbare Bibliotheek (öffentliche Bibliothek) der Stadt Brügge verwahrt unter der Signatur MS 108 eine spätmittelalterliche Ausgabe von „De Civitate Dei“ des Bischofs und Kirchenvaters Aurelius Augustinus Hipponensis. Der vollständige lateinische Titel seines Klassikers lautet: „De civitate Dei a libro 15 usque ad librum 22 inclusive“. Nach der Bibel ist es vielleicht das wichtigste theologische Grundlagenwerk des Christentum. Auch im 15. Jahrhundert wurde es fleißig kopiert. Eine bebilderte Fassung eines unbekannten Meisters wird in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert. Entstanden sein soll es in Flandern, nämlich in der Zisterzienserabtei Ter Doest. Die Handschrift zeigt auf der linken Spalte von fol. 127r rechts Christus und links Maria, beide präsentieren sich gemeinsam fast wie ein Königspaar in einer vollständig goldenen Gottesburg. Die Mauer unter den Zinnen ist in der Hauptfläche frei von Schmuck, lediglich unten reihen sich zwölf Kreise aneinander. Oben sind die Figuren von einem gotischen Architekturbogen samt Krabben überzogen. Dieser scheint nicht direkt mit der Stadt verbunden, sondern ist ihr als Baldachin auf zwei schmalen Säulen vorgesetzt. Auf den beiden Seitentürmen sind betende Engel positioniert, ein weiterer Engel in der Stadt hinter Maria schlägt die Laute an. Die beiden Türme sind übrigens nicht identisch: der rechte ist etwas schmaler und besitzt unten einen kleinen Zugang, weitere Türme sind im Hintergrund seitlich angedeutet.

Alphonse de Poorter: Catalogue des manuscrits de la bibliothèque publique de la ville de Bruges, Gembloux 1934 (Catalogue général des manuscrits des bibliothèques de Belgique, Bd. 2)
W. Le Loup: Vlaamse kunst op perkament: handschriften en miniaturen te Brugge van de 12de tot de 16de eeuw, Brugge 1981.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).

 

tags: Flandern, Belgien, Gotik, Mittelalter, Augustinus
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