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Willem Vrelant: Weltgerichtsdarstellung aus Brügge (um 1465)

Diese Miniatur ist im Original lediglich 10,5 x 6 Zentimeter klein. Sie entstand um das Jahr 1465 in Brügge und ist heute Teil einer Privatsammlung in der Schweiz (Basel). Möglicherweise gehörte sie einst zu einem französischsprachigen Stundenbuch. Der unbekannte flämische Meister aus der Werkstatt von Willem Vrelant (tätig um 1450 bis 1481) zeigt ein farbintensives Weltgericht, wie es im 15. Jahrhundert üblich und populär war. Vorbilder, die ähnliche Konzeptionen zeigten, waren fol. 7r aus MS 9228 (Königliche Bibliothek Belgiens, um 1405), die Torszene aus dem Heures à l’usage de Rome, (Stadtbibliothek Tours, um 1430-1460) und vor allem die Weltgerichtsdarstellung aus dem Pembroke-Stundenbuch (Museum of Modern Art, Philadelphia, um 1465).
Originell ist der innerbildliche Rahmen aus den zwölf Aposteln, die den oberen Rand des Bildes abrunden, wobei links noch ganze Figuren, oben lediglich Köpfe aneinander gereiht sind. Sie Rahmen die Christusfigur, hier übrigens nicht Christus Pantokrator, sonder Christus Stigmata mit seinen Wundmalen. Unten links ist Petrus mit dem Schlüssel dargestellt, wie er gerade auferstandene Menschen durch die Himmelspforte in das Neue Jerusalem weist. Ungewöhnlich ist sein weißes Gewand mit einem blau-roten Mantel. Das Tor ist in Anlehnung französischer Burganlagen der Spätgotik gestaltet, mit goldenen Verzierungen, einem blauen Dach und zahlreichen Gauben. Die hölzerne Tür ist einen Spalt offen, ein kleiner Mensch ergreift die Gelegenheit, hindurchzuschlüpfen.

Bernard Bousmann: Item a Guillaume Wyelant aussi enlumineur, Turnhout 1997.
Thomas Kren, Scot McKendrick: Illuminating the Renaissance, Los Angeles 2003.
Christoph Zuschlag: Werkstatt des Willem Vrelant, in: Apocalypse now! Visionen von Schrecken und Hoffnung in der Kunst vom Mittelalter bis heute, hrsg. vom Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, München 2014, S. 108-109.

 

tags: Weltgericht, flämisch, Himmelspforte, Spätgotik, Schloss, Stundenbuch, Privatsammlung, Brügge
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