Lewis E, 157: Römisches Messbuch (um 1540)

Initiale wurden und werden immer wieder gerne genutzt, um sie mit dem Neuen Jerusalem in Verbindung zu bringen. Der Buchstabe „G“ eines römischen Messbuchs (fol. 149) ist, obwohl nur wenige Zentimeter groß, mit zahlreichen Mariensymbolen nach der Lauretanischen Litanei geradezu überzogen. Diese Miniatur ist auch ein Beispiel, dass sich das Bildmotiv Maria Immaculata wohl erst über solche Miniaturen verbreitete, bevor es zu Öl- und Temperaausführungen als eigenständiges Werk, etwa eine Altarmalerei, kam.

Hier befindet sich in der Mitte links die „Porta Celis“, und unten rechts schmiegt sich die „Civitas Dei“ in die konkave Rundung des Buchstabens. Wie im 16. Jahrhundert üblich, hat man die Symbole Mariens mit lateinischen Spruchbändern ausgestattet, was uns die Identifikation erleichtert. Die Porta Coeli ist mit drei hohen Türmen fast schon eine Stadtanlage. Sie ist von der Civitas Dei kaum zu unterscheiden, lediglich nach rechts schieben sich noch Mauern mit Häusern, die sich ganz eng in den inneren Rand des Buchstabens zwängen.
Das lateinische Messbuch stammt aus den südlichen Niederlanden, vielleicht aus einem Benediktinerkloster aus Hainault. Es ist zwischen den Jahren 1530 und 1550 entstanden und wurde 1887 in London versteigert. Seit 1936 wird es im Rare Book Department der Free Library of Philadelphia aufbewahrt, unter der Signatur MS Lewis E, 157.

Dominique Vanwijnsberghe: Missal for Rome use, in: James R. Tanis, Jennifer A. Thompson, Consuelo W. Dutschke: Leaves of gold. Manuscript illumination from Philadelphia collections, published on the occasion of the exhibition Leaves of Gold: Treasures of manuscript illumination from Philadelphia collections, Philadelphia Museum of Art, March 10 – May 13, 2001; Frist Center for the Visual Arts, Nashville, September 28, 2001 – January 6, 2002, Philadelphia 2001, S. 145-146.

 

tags: Messbuch, Renaissance, Maria Immaculata, Civitas Dei, Porta Coeli, Niederlande, Free Library of Philadelphia
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