
Kalender wären eigentlich bestens dazu geeignet, das Himmlische Jerusalem als Ziel- und Endpunkt aller zeitlichen Bemühungen zu thematisieren. Dennoch gibt es nur sehr wenige Beispiele, was vielleicht daran liegt, das Kalender nur selten aufgehoben, sondern mit Ablauf des Jahres entsorgt wurden. Ein seltenes erhaltenes Beispiel ist ein Almanach für das Jahr 1619 aus Paris. Beteiligt waren daran der Drucker Fleury Bourriquant, dann der Verleger Jean Le Clerc sowie der Kupferstecher Jan Ziarnko (geb. um 1575, gest. um 1630). Ziarnko, auch Jean Le Grain genannt, stammt ursprünglich aus Polen und gilt in seinem Land als einer der besten Kupferstecher seiner Zeit. Zwischen 1605 und 1629 lebt Ziarnko/Grain in Paris, wo nicht nur diese Arbeit, sondern die überwiegende Mehrheit seiner Werke entstanden ist.
Das 54 x 40 Zentimeter große Blatt zeigt oben links eine Himmelspforte, in deren Richtung einige Fromme streben, viele mit Kreuzen beladen, wie wir es auch von niederländischen Stichen her kennen. Die Pforte seht hier offen und frei im Raum; anstatt einer Mauer reiht sich ein lateinischsprachiger Spruch um die Pforte, die mit ihrer Rustika und dem niedrigen Giebel noch dem Renaissancestil zuzurechnen ist. Hinter der Pforte erhebt sich der Zionsberg mit dem Lamm Gottes auf seiner Spitze, welches eine Siegesfahne trägt.
Der Kalender hat sich erhalten in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (HAB), dort unter der Inventar-Nr. Graph. C: 923; ein weiteres Exemplar ist in der Französischen Nationalbibliothek nachgewiesen.
Stanislawa M. Sawicka: Jan Ziarnko. Peintre-graveur polonais et son activité à Paris au permier quart du 17e siècle, Paris 1938.