
Maarten van Heemskerck (1498-1574): Brede en smalle weg (1571)
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Claus Bernet
- November 14, 2021
Ein Meisterwerk des frühneuzeitlichen Bildmotivs „Brede en smalle weg“ stammt zweifelsohne von Maarten van Heemskerck (1498-1574). Will ein Christ das Ziel seines Lebens, das Himmlische Jerusalem, sicher erreichen, muss er auf diesem Zweiwegebild der Niederlande sein Kreuz tragen. Nur ein schmaler, steiler Weg führt durch das Höllenfeuer. Zurücklassen muss man alles, was Freude macht: Kartenspiele, Schach, Schauspiel, sportliche Betätigung (man beachte den Renaissance-Federballschläger links unten). Aber auch von weltlicher Macht, repräsentiert in Form eines Reichsapfels (links außen), muss man sich lösen. Der Abendmahlkelch ist eine offene Kritik an alle Konfessionen: in ihren Zeremonien ist nicht notwendigerweise das Heil zu finden.
Dass das Himmlische Jerusalem hier als „heidnisches“ Pantheon dargestellt wurde, dürfte dem Stecher M. S. nicht weiter aufgefallen sein. Klassizistische Bautypen dieser Art waren in Mode, obwohl sie eine Tendenz der Frühaufklärung markieren und aus dem Himmlischen Jerusalem herausführen. Nicht unwesentlich dürfte sein, dass Heemskerck das Pantheon in Rom mit eigenen Augen gesehen hatte und beeindruckt gewesen sein dürfte. Sein Kupferstich zu dem Thema „Brede en smalle weg“ entstand in seiner letzten Schaffensphase 1571 und befindet sich im Kupferstichkabinett der Universität Leiden.
Ilja M. Veldman: Maarten van Heemskerck and Dutch humanism in the sixteenth century, Maarssen 1977.
Rainald Grosshans: Maerten van Heemskerck. Die Gemälde, Berlin 1980.
R. P. Zijp: De brede en smalle weg, een alternatief door de eeuwen heen, in: Vroomheid per dozijn, Utrecht 1982, S. 35-42.
Caecilie Weissert: Malerei und Künstler-virtus in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts, in: Jan de Jong, Dulcia Meijers (Hrsg.): Virtus: virtuositeit en kunstliefhebbers in de Nederlanden, 1500-1700, Zwolle 2004, S. 26-59.