Der spanische Maler Vicente Carducho (geb. 1576 oder 1578-1638) gehörte zu einer Gruppe von vier bevorzugten und talentierten Hofmalern, die König Philipp IV. von seinem verstorbenen Vater Philipp III. übernommen hatte. Carduchos Ölgemälde „La visión de San Francisco de Asís“, also die „Vision des Heiligen Sankt Franziskus von Assisi“, hat die Größe von 246 x 173 Zentimeter und es entstand 1631 in Madrid. Heute ist das Werk Teil der Sammlungen des Magyar Szépmüvészeti Múzeum in Budapest. Es zeigt eine Marienerscheinung des Franziskus zusammen mit den Symbolen Mariens nach der Lauretanischen Litanei. Eigentlich ist es ein Gemälde des Typs „Maria Immaculata“, nur dass hier die zentrale Marienfigur einmal durch einen Heiligen ausgetauscht wurde.

Die Himmelspforte ist auf dem Gemälde seitlich links zu finden, getragen von einem barocken Putto. Mit seinem Gewand scheint er eifrig die Pfote zu reinigen, oder es hilft ihm beim Tragen. Selbstverständlich hat das Tuch auch den Zweck, den kleinen Engel nicht nackt darstellen zu müssen. Das Tuch hat zur Folge, dass es nicht einsehbar ist, ob diese Pforte offen oder geschlossen ist. Man kann aber erkennen, dass sie einen gesprengten Segmentgiebel besitzt, ähnlich wie zeitgenössische Pforten von Seguidor de Angelino, Seguidor de Angelino Medoro, Gaspare Crivellari und einer anonymen Maria-Immaculata-Darstellung aus Mallorca.

Francisco Calvo Serraller: Vicente Carducho, tratadista de arte, Madrid 1977.
Klára Garas (Hrsg.): Das Museum der Bildenden Künste in Budapest, Budapest 1987.
Fernando Benito Doménech: Dos importantes lienzos inéditos de Vicente Carducho, in: Boletín del Seminario de Estudios de Arte y Arqueología, 52, 1986, S. 456-461.
Vilmos Tátrai, Ágnes Szigethi, Éva Nyerges, István Barkóczi, György Rusza: Museum of Fine Arts Budapest. Old masters’ gallery. A summary catalogue of Italian, French, Spanish and Greek paintings, Budapest 1991.
Claus Bernet: Maria Immaculata: Das katholische Jerusalem, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 14).