Im sechsten Hauptsaal des Museums der Schönen Künste zu Sevilla (Andalusien), dem Museo de Bellas Artes de Sevilla, befindet sich eine 203 x 158 Zentimeter große Maria-Immaculata-Darstellung des Malers Ignacio de Ries (um 1612 – um 1661). Ries war ein flämischer Meister, der in Sevilla ab 1636 bis zu seinem Tod nachgewiesen ist. Er gilt als enger Schüler, ja Kopist von Zurbarán, von dem sich eine ganze Reihe von Darstellungen des Neuen Jerusalem erhalten haben, auch im Rahmen der Maria Immaculata.
Dieses war auch das Spezialgebiet von Ignacio de Ríes, etwa für die Kathedrale von Segovia oder für die Kirche San Ildefonso in Sevilla. Das Werk, um welches es hier gehen soll, hatte de Ríes im Jahre 1640 als Ölgemälde geschaffen, vermutlich für eine römisch-katholische Kirche oder eine Kapelle. Wie fast immer wurden auch bei solch einer Darstellung die Symbole Mariens so dargestellt, wie sie in der populären Lauretanischen Litanei beschrieben sind. Eine Himmelspforte als eines der wichtigsten Mariensymbole, das immerhin das Himmlische Jerusalem in klein darstellt, darf darauf natürlich nicht fehlen. Ihre Position im Gemälde und die Art der Ausführung waren in der Tradition vorgegeben.
Rechts unten neben die zentrale, stehende Marienfigur hat der Maler eine solche Himmelspforte gesetzt. Sie wird von zwei Putti auf Wolken getragen. Die Architektur der Pforte ist im klassischen Dekor gehalten, ungewöhnlich schmal und hoch, sie scheint offen zu stehen. Jedenfalls deutet sich eine vergoldete Füllung an, ohne aber Einzelheiten aus dem Inneren zu zeigen. Anhand der glänzenden Oberfläche ist nicht ganz auszuschließen, dass hier auch der Spiegel Mariens dargestellt sein könnte. Dieser wird aber, ziehen wir andere Darstellungen mit einem eindeutigen Spiegel heran, etwas anders dargestellt, nämlich so, dass sich irgendetwas in ihm spiegelt, was hier nicht der Fall ist. Bekrönt wird der Bau von einem Palmzweig, welches ihm einer der Putti über den Dreiecksgiebel hält. Auch diese Kombination deutet darauf, dass hier die Pforte dargestellt ist. Der Barock liebte solche Spielereien der Verwechslung. Malereien, auf denen die Pforte ähnlich wie ein Spiegel gesetzt ist, findet man auf einer Pforte von Luis Lagarto (1611), auf einer Pforte von Francisco Pacheco (um 1620), auf einer Pforte aus Cusco (um 1600) aus der Bill Morgenstern Collection und auf einer Pforte aus der Colección Orden Dominica in Chiquinquirá (17. Jh.).
Rocio Izquierdo, Valme Muñoz: Museo de bellas artes. Inventario de pinturas, Sevilla 1990.
Alfonso Pérez Sánchez: Pintura barroca en Espana, 1600-1750, Cátedra 1992.
Benito Navarrete Prieto: Ignacio de Ries, Madrid 2001.