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Emil Wachter (1921-2012): Ehemaliges Fenster von St. Josef in Hörnum (1962)

Der Glasmaler Emil Wachter (1921-2012) aus Karlsruhe hat das Himmlische Jerusalem in seinem Schaffen oft dargestellt, so beispielsweise auf Fenstern in St. Leodegar in Gammertingen (1968), St. Georg in Wyhlen (1987) oder St. Marien in Neuss (1992). Seine erste Glasarbeit mit dem Motiv der heiligen Stadt findet sich aber an einem etwas entlegenerem Ort, in der einstigen Filialkirche St. Josef in Hörnum auf Sylt. In einer Zeit, da noch viele Heimatvertriebene der Nachkriegszeit auf der Insel lebten bzw. sich das Leben dort leisten konnten, entschloss man sich während der Amtszeit von Pfarrer Leo Raczek zum Bau einer Vertriebenenkirche, was zwischen 1960 bis 1962 umgesetzt wurde. Architekt war Helmut Höpfner aus Westerland, während Emil Wachter für das östliche Fenster „Das Himmlische Jerusalem“ verantwortlich war. Diese einst römisch-katholische Kirche wurde inzwischen desakralisiert und der Bau zu einem Wattenmeerhaus umfunktioniert. Obwohl die Fenster ein integraler Bestand des Baus waren, haben sie sich leider nicht erhalten. Was aus ihnen geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis, auch Recherchen vor Ort haben nicht weiter geführt. Bei der Desakralisierung hat man übrigens auch alle anderen kirchlichen Spuren radikal beseitigt. Eigenartiger Weise gilt das nicht für die Messingbuchstaben mit dem Namen der einstigen Kirche am Eingangsbereich, was immer wieder zu Verwirrung und Irritation führt.

Das Himmlische Jerusalem war der zentrale Bestandteil einer überwiegend blauen Buntglaswand, die vom Fundament bis zum Dachfirst reichte. Bei der quadratischen Stadt inmitten einer weißen, ovalen Lichterscheinung führte leider der Betonträger genau durch die Stadtmitte. Diese war ein quadratischer Körper, von weißen Scheiben umgeben, die den ovalen Mittelpunkt ausmachten. Das frühe Fenster zeigte bereits die Tendenz zur Abstraktion, die bei Wachter noch zu überraschenden Lösungen führen sollte. Er war ein bedeutendsten Sakralkünstler des 20. Jahrhunderts, der den biblischen Themen eine neue Fassung zu geben verstand. Dafür war die Kirche in Hörnum einst ein Beispiel gewesen.

Nadya Badr: Emil Wachter. Leben gemalt, Künzelsau 2001.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

tags: Emil Wachter, Schleswig, Sylt, Abstrakt, Fensterwand
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