Max Walter (1933-2017): Schmuck-Jerusalem der St. Josef-Kirche von Marktheidenfeld (1967)

Ein ungewöhnlicher und in Franken seltener Sakralschmuck befindet sich in der römisch-katholischen St. Josef-Kirche von Marktheidenfeld in Unterfranken. Zur Ausstattung des Baus gehört auch ein Schmuck-Jerusalem zur reinen Zierde des modernen Neubaus, ohne liturgische Funktion, welches 1992 zum silbernen Priesterjubiläum von Robert Heßberger (geb. 1940) angebracht wurde.
Im vorderen Bereich fand es an der linken Wandseite über der Priestersitzgruppe seinen Platz. Im oberen Bereich ist das Lamm Gottes dargestellt und es besteht die Möglichkeit, hier Blumen oder Gestecke anzubringen. Sinnigerweise ist damit ein Bezug zum Lebensbaum und zu Paradiesvorstellungen gegeben. Nach unten reihen sich die zwölf Tore der Stadt, durch deren Öffnungen man hindurchblicken kann. Die Mitte dieser Torumrundung ist ebenfalls frei, bis auf das Buch des Lebens mit den Sieben Siegeln.

Das Kunstwerk aus Messing stammt von Max Walter (1933-2017), einem in Vasbühl bei Schweinfurt geborenen Bildhauer. Von 1948 bis 1951 besuchte er die Holzschnitzschule Bischofsheim/Rhön, als Schüler von August Bolz. Es folgten 1952/53 ein Studium an der Kunst- und Bildhauerschule zu Würzburg und von 1954 bis 1960 eines an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Heinrich Kirchner (1902-1984), dessen Meisterschüler Walter im Jahr 1956 wurde. Seit 1960 war er als freischaffender Bildhauer in seinem Atelier mit eigener Gießerei tätig. In dieser Gießerei entstand auch um 1966/67 das Schmuck-Jerusalem. Das war zu einer Zeit, als die Kirchen gewissermaßen im Geld schwammen und man gar nicht wusste, wofür man es ausgeben sollte. Vor allem im Ruhrgebiet wurden massenweise Schmuckkreuze und ähnliches angeschafft, die manchmal auch das Neue Jerusalem zeigen. So gab es ein Triumphkreuz in Berlin-Lichtenrade (1963), ein Altarrelief in Gelsenkirchen-Haverkamp (1968) oder ein Schmuckkreuz in Schalke Nord (1970).

Conrad Hagenbucher: Kirche St. Josef, Marktheidenfeld, Marktheidenfeld 1967.
Erich Schneider: Der Bildhauer Max Walter. Freie Arbeiten und Zeichnungen. Eine Werkauswahl (Schweinfurt) 2007.

 

tags: Sakralschmuck, Unterfranken, Messing
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