
Das einst übertünchte und später teilfreigelegte Himmlische Jerusalem ist heute in der romanischen Dorfkirche von Vadum in der norddänsichen Region Salling in Jütland nur noch schlecht zu erkennen. Große Partien im unteren Chorbereich sind lediglich in Umrisszeichnung angedeutet. Sicher scheint, dass das Himmlische Jerusalem als vieltürmige Dachlandschaft in dunklen braunen und blauschwarzen Farben gestaltet war. Außergewöhnlich ist eine breite und opulenten Treppe, die fast schon an eine Himmelsleiter denken lässt – nur die Fresken der Kirche in Bringstrup auf der dänischen Insel Sjælland (um 1460) bieten einen ähnlichen Zugang. Vermutlich war die Treppe auch in Vadum einst mit Geretteten besetzt, die der heute nicht mehr vorhandenen Himmelspforte am Hauptturm zustrebten. Etwas geheimnisvoll, weil nicht erklärbar, ist der gewaltige Keil, der spitz etwa in die Mitte der Treppe ansetzt. Es könnte ein militärisches Schild sein, etwa des Engel Michaels?
Unter der Stadtdarstellung hat sich der Lebensfluss befunden. An seinem Ufer befindet sich ein eigenartiger Wald aus Blumen oder Pflanzen, die sich schematisch aneinander reihen und wie ein Zaun oder Gatter wirken.
Die Dachtürme der Himmelsburg, die herzförmigen Pflanzenblätter im Vordergrund zusammen mit dem gefärbten Ornamentband unten lassen die Malerei in das letzte Viertel des 14. Jahrhundert datieren.
Olaf Brusch: Vadum kirke, Aalborg 1981.
Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).
Beitragsbild: Hideko Bondesen – http://www.nordenskirker.dk/, Nordenskirker Vadum32, CC BY-SA 2.5