Kaspar Erhard: Frontispiz des Gebetbuchs von 1788

Im Jahr 1788 erschien in Augsburg das Gebetbuch „Himmlisches Jerusalem, das ist: Vollständiges Gebethbuch für gottliebende Seelen“. Verfasser war Kaspar Erhard, ein promovierter Pfarrer aus Oberbayern (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Benediktiner, der von 1685 bis 1729 in Bayern gelebt hatte). Passend zum Titel hat man dem Buch einen Kupferstich als Frontispiz mit einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem beigegeben. Obwohl Augsburg ein Zentrum hochwertiger Kupferstiche war, kann diese Arbeit nicht davon profitieren. Auch kann man nicht davon ausgehen, dass die Kupferstiche an dem Ort gefertigt wurden, an dem ein Buch gedruckt wurde. Selbst Druckplatten, konnten von ganz woanders her eingekauft werden und dann in ein Werk eingebunden werden.
Die Illustration aus dem Gebetbuch ist lieblos, geradezu schäbig gearbeitet und verrät nichts mehr davon, dass Augsburg einst eine künstlerische Metropole der Buchgestaltung gewesen war. Die Einzelheiten und die Linienführung ist auch im Original verwischt und unscharf. Vielleicht war die Auflage des praktischen Gebrauchsbuchs so hoch, dass die Druckplatten abgenutzt waren. Orientiert hat sich Erhard an einen Stich, der weit entfernt in der Schweiz von Gabriel Hecht ausgearbeitet worden war.
„JERUSALEM Lobe den Herrn“ ist die Illustration tituliert (als Zitat einer Strophe des 147. Psalms nach Martin Luther) in einem Spruchband, das von zwei kindlichen-kindischen Putti getragen wird, was zu dieser Zeit längst aus der Mode war. Die Proportionen der Engelchen sind unstimmig, deren Physiognomie zu alt geraten. Darunter erscheint in einem Wolkenkranz die Stadt Gottes, mit zwölf offenen Toren und dem Lamm Gottes in der Mitte. Zutreffend ist der Schattenwurf vor der Stadtmauer, wo der Schatten vor den Mauern, nicht aber vor die Tore fällt. Dies ist korrekt, wenn man davon ausgeht, dass das Licht aus einer Quelle in der Stadt stammt.

 

tags: Frontispiz, Kupferstich, Gesangbuch, Psalm
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