Im Jahr 1893 erschien „Waymarks to the Holy City: A study of Daniel VII“, zu Deutsch etwa: „Ein Wegweiser in die heilige Stadt: Eine Studie zu dem Buch Daniel, Kapitel 7.“ Es war das Heft Nummer 189, welches in der Reihe „Bible students’ library“ von den US-amerikanischen Adventisten in Mountain View (Kalifornien) herausgebracht wurde. Ein Verfasser oder eine Verfasserin sind ebensowenig bekannt wie der Künstler der zahlreichen einfarbigen Zeichnungen und des Covers.
Er wählte hier ein „Einwegbild“: Wer in der Schrift liest und den schmalen, gewundenen Pfad nach oben entlanggeht, durchläuft Station für Station die Kirchen- bzw. Heilsgeschichte. Die Statuen symbolisieren die vier Weltreiche, die im Prophetenbuch Daniel beschrieben werden und die erscheinen, bevor die Welt angeblich untergeht. Die vier Tierwesen auf den monumentalen Podesten beziehen sich auf Visionen aus dem eschatologischen Buch Daniel, welches mit der Apokalypse in enger Beziehung steht. So erreicht der Pilger auf seinem Weg schließlich die heilige Stadt, das Himmlische Jerusalem im erleuchteten Hintergrund. Der Weg führt direkt an das Haupttor. Ob es offen oder geschlossen ist, kann nicht entschieden werden. Es scheint aber das einzige Tor der Stadt zu sein. Ins Auge fallen die mächtigen Mauern, in die immer wieder blockartige Befestigungstürme gesetzt sind. Die Stadt als Ansammlung vor allem rechteckiger Bauten mit einer gewissen Tendenz zur Abstraktion wiederzugeben war populär, siehe dazu eine Ausgabe von Pilgim’s Progress aus Boston 1854, ein Zweiwegebild aus Schweden oder die Zeichnung von William Turner. Dahinter erscheinen hier noch Kuppeln und Bauten der eigentlichen Stadt, die unbelebt erscheint, als hätte es ein Gesetz oder eine Vorschrift bei Adventisten im 19. Jahrhundert gegeben, Engel oder Bewohner des Himmlischen Jerusalem nicht darstellen zu dürfen, was jedoch nicht der Fall war.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem bei Adventisten, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 20).