Dieser Kupferstich wurde von Thomas Bewick (1755-1828) angefertigt, nach einem Entwurf seines Kollegen John Thurston (1774-1822). Beide Künstler waren auf Buchillustrationen spezialisiert und haben zahlreiche literarische Werke illustriert. Beide Namen standen für Qualität; man hat sie stolz und unübersehbar am unteren Rand aufgedruckt. Der Kupferstich zeigt eine ungewöhnliche Himmelspforte, die aus zwei verfallenen Pfeilern zu bestehen scheint. Das Morbide blüht auf: Der Zugang ist überzogen von einem palmenähnlichen Gewächs, das die offene Pforte geradezu überwuchert. Auf dem rechten Pfeiler ist oben eine steinerne Schmuckkugel zu sehen (vgl. Auflage 1728), die hier auch eine tropische Frucht des wuchernden Gewächses sein könnte. Darunter steht: „KNOCK & it Shall be Opened“. Noch weiter unten findet sich eine Besonderheit, die ich aus keiner weiteren Darstellung der Himmelspforte kenne: Eine Schlange wurde an einer Öse an die Wand gehängt – eine barbarische Tierquälerei in unseren Augen –; für den zeitgenössischen Betrachter war es ein Symbol, dass mit Betreten der Pforte die Sünde bzw. die Erbsünde oder das Böse, für das die Schlange symbolisch steht, überwunden ist, quasi an den Nagel gehängt wird (woher das Sprichwort auch herrührt). Das Böse zeigt sich nochmals links außen, wo zwei Dämonen von einem Teufelsturm aus Pfeile aussenden – hinterhältig, feige und erfolglos.
Der Gesamteindruck zeigt fernöstliche Einflüsse der anbrechenden britischen Kolonialzeit. Man findet die Zeichnung zwischen den Seiten 16 und 17 von John Bunyans „Pilgrim’s Progress“ in einer Auflage, die 1806 in London herausgebracht wurde.
Jenny Uglow: Nature’s engraver. A life of Thomas Bewick, Chicago 2009.
Claus Bernet: ‚The Pilgrim’s Progress‘ von John Bunyan, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 24).