St. Alexius ist die römisch-katholische Pfarrkirche von Herbolzheim im Breisgau. In der Achse des barocken Kirchenschiffs reihen sich von West nach Ost drei große Deckenmalereien aneinander. An jeder Seite begleiten fünf kleinere Bilder die drei großen, thematisch auf die letzteren bezogen. Das letzte Gemälde rechts präsentiert über dem Altarbereich die Vision des Himmlischen Jerusalem mit zwölf Toren unter zwölf Engeln und einem Lamm in der Mitte. Es steht auf dem Zionsberg oder Zionshügel, der im 18. Jahrhundert fast auf keiner Jerusalemsdarstellung fehlen darf.
Eigenartigerweise ist trotz wortwörtlichem Schriftverständnisses gerade das Himmlische Jerusalem hier nicht quadratisch, sondern, vermutlich aus perspektivischen Gründen, nach links in die Tiefe gezogen. Es gibt weitere Jerusalemsdarstellungen in dieser Form, etwa in der Zeitschrift „Sammlung auserlesener Materien“ oder bei Melchior Küsel. Eine Besonderheit ist hier der Engel im dem Maßstab, der als junger Putto gezeigt ist. Unten ist das Kapitel aus der Johannesoffenbarung angegeben, auf das sich das Bild bezieht: Apoc. XXI. Die Malerei allseitig von einer opulenten weißen Rokoko-Kartusche gerahmt, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Farblich stechen allein die Gewänder von Johannes auf Patmos und des Engels hervor, ansonsten ist alles in eine grüngelbe Melange getunkt, die man vor allem aus zehn Meter Tiefe kaum differenzieren kann. Möglicherweise stehen die Deckenmalereien kurz vor einer umfassenden und kaum zu finanzierenden Sanierung, da bereits Fragmente des Putzes auf Kirchenbesucher herabgefallen sind. Daher wurde die Kirche für die Öffentlichkeit geschlossen; ich durfte meinen Besuch nur mit Bauhelm und schriftlicher Zusicherung vornehmen, dass ich das (angeblich) so gefährliche Bauwerk auf eigene Verantwortung betrete. Passiert ist glücklicherweise nichts.
Dieses wie auch andere Arbeiten in der Herbolzheimer Kirche schuf der aus Tirol stammende Maler Johann Pfunner (um 1715 – 1788), der sich im nahegelegenen Freiburg/Breisgau niedergelassen hatte, im Jahre 1754. Offensichtlich war er im Bistum für Freskenmalereien verantwortlich.
Hermann Ginter: Südwestdeutsche Kirchenmalerei des Barock, Augsburg 1930.
Hermann Brommer: Katholische Stadtpfarrkirche St. Alexius Herbolzheim i.Br., München 1984 (2).
Wigbert Steinger u.a.: Glaubensorte in Herbolzheim im Breisgau, Strasbourg 2004.
Claus Bernet: Wandmalereien, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 17).
Gerhard Bender: Glauben malen – Zum 300. Geburtstag von Johann Pfunner (1716-1788), in: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“, 137, 2018, S. 43-66.