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Christoph Weigel (1654-1725): „Biblia Ectypa“ (1695) und Varianten

Die „Biblia Ectypa: Bildnußen auß Heiliger Schrifft deß Alten- und Neuen Testaments“ erschien als frühneuzeitliche Bilderbibel erstmals 1695 in Augsburg. Es handelt sich um eine umfangreiche Sammlung von hochwertigen Musterholzschnitten, die Christoph Weigel d. Ä. (1654-1725) in Zusammenarbeit mit Jesuiten erarbeitet und geschaffen hat. Auch die Zeichner Johann Jacob von Sandrart (1655-1698) und Georg Christoph Eimmart (1638-1705) übernahmen Teile des Werkes, das also eine komplexe Gemeinschaftsarbeit ist. Weigel hatte sein Handwerk in der Werkstatt von Matthäus Küsel (1629-1681) in Augsburg erlernt, arbeitete dann in Wien, bis er dort 1683 vor der Belagerung durch die Osmanen floh. Es folgten wechselnde Aufenthaltsorte, und als 1695 die Biblia Ectypa erschien, hielt er sich im Raum Augsburg/Regensburg auf.

 

Der Bildtypus wurde, wie es von einem Musterbuch zu erwarten ist, von vielen Bibeln übernommen. So etwa von der „Sacra Biblia. Das ist die gantze Heilige Schrift“, die von dem katholischen Theologen Caspar Ulenberg (1549-1617) neu übersetzt worden war. 1701 erschien sie in Bamberg in Verlegung von Johann Andreae Endters Sohn und Erben (Himmlisches Jerusalem auf Tafel 108 zwischen S. 236 und 237 am Ende des Teils „Neues Testament“).

 

Gleiches gilt für die „Biblia: Das ist die gantze Heilige Schrifft, Alten und Neuen Testaments, teutsch übersetzet von D. Martin Luther“, 1716 in Dresden und Leipzig herausgebracht (dort S. 302). Keine dieser Ausgaben hat sich exakt an das Vorbild von Weigel gehalten, sondern es wurden verschiedentlich kleinere Änderungen vorgenommen. Bemerkenswert ist der auffällige Lichtkranz, der die Stadt wie von einem Regenbogen gerahmt aussehen lässt und der Weigel als Vorlage schnell erkennen lässt.

 

Auch nach England gelangte dieser Stich, etwa in Samuel Wesleys „The History of the New Testament“ (London 1701), S. 305 (ebenso in den Ausgaben 1715 und 1717). Geschaffen wurde diese einfache Variante von dem Londoner John Sturt (1658-1730), dem Illustrator des bekannten „Book of Common Prayer“ (1717), für den Verlag C. Harper. Sturt war es auch, der 1684 und 1728 Illustrationen zu Ausgaben von Pilgrim’s Progress schuf, wo er ebenfalls mit dem Thema Neues Jerusalem in Berührung kam.

Miodrag Jovanovic: Bilderbibeln aus den Wiener und Münchner Bibliotheken, in: Recueil de travaux de la Faculté de Philosophie, 10, 1, 1968, S. 271-307.
Michael Bauer: Christoph Weigel (1654-1725). Kupferstecher und Kunsthändler in Augsburg und Nürnberg, Frankfurt a. M. 1983.

 

tags: Bibelausgabe, Matthäus Küsell, Jesuiten, Samuel Wesley, John Sturt, London
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