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Meister von Elmelunde: Elmelunde (um 1490), Keldby und Fanefjord (um 1500)

Der Elmelunde-Meister war ein Maler, der um etwa 1490 auf der dänischen Insel Møn beeindruckende Kalkmalereien hinterlassen hat. Er arbeitete im Prinzip wie der Everlövsmästaren und ist von diesem kaum zu unterscheiden. 1885 hatte man bei der Restaurierung der Kirche in Elmelunde, Møns ältester Landkirche, Fresken neu entdeckt, die offensichtlich nach der Reformation weiß übertüncht worden waren. Aufgrund ihrer Entdeckung wurde der noch unbekannte Künstler dann Elmelunde-Meister genannt. Dass die Fresken in den beiden anderen Kirchen ebenfalls von ihm oder von seinen Gesellen stammen, wird durch die wiederholte Kennzeichnung des Handwerkswappens deutlich. Das Himmlische Jerusalem ist in Elmelunde als Kirchengebäude dargestellt, auf dessen Dach sogar ein Wetterhahn gesetzt ist. Der Bau scheint aus Backstein zu sein. Vor dem Eingang lässt Petrus eine Schar Geretteter ein. Diese Personen sind alle kleiner als die Petrusfigur und vollständig unbekleidet. Sie müssen über eine Art Rampe die Kirche betreten, was von der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert eine Modeerscheinung auf diesen Fresken war (vgl. etwa das Weltgerichtsfresko aus Hjembaek).

 

Der gleiche Meister malte anschließend um 1500 die Kirche Fanefjord (Insel Møns) aus. Die Gottesstadt ist in einem Weltgericht eingebunden, das links gegen einen Torbogen abgrenzt und die Stadtdarstellung im unteren Bereich eingrenzt. Die beiden Löcher rühren von Balken einer Zwischendecke her, die zu einem Zeitpunkt eingezogen wurde, als die Malereien unter einer weißen Kalkschicht verdeckt waren. Auch wenn es anders aussieht ist auch hier Jerusalem auf der linken Seite. Diesmal ist es aber nicht eine Kirche, sondern vier trennbare Baukörper, von links nach rechts: ein Glockenturm, ein Haus mit Treppengiebel, eine Kirche, ein Rundturm.

 

Schließlich gibt es noch in der Kirche zu Keldby (Insel Møns) eine Darstellung des Himmlischen Jerusalem, die dem Elmelunde-Meister zugeschrieben wird und die ebenfalls um 1500 entstanden sein dürfte. Bei der letzten Figur handelt es sich nicht um die Darstellung eines sexuellen Missbrauchs, sondern die letzte Figur in der Gruppe ist kein Geretteter, sondern ein (ungeschlechtlicher) Engel, der schützend seine Hand um die ihm nahe stehende Person legt. Nochmals ein Hinweis auf den markanten Rundturm mit Kuppel: Solche Türme sind immer wieder auf Jerusalems-Darstellungen in Schweden und Dänemark des 15. Jahrhunderts zu finden, so in Fjälkinge, Östra Strö, Skivarp oder Fulltofta.

R. Berg: Elmelundemesteren, Aarbog for Historisk Samfund for Præstø Amt, 2, 1943-1946, S. 420-427.
Grethe Gravesen, Bent Gravesen, Elmelunde Menighedsråd: Elmelunde kirke (Keldby-Elmelunde) 1973.
Annett Scavenius, Roberto Fortuna: Elmelundemesteren i Fanefjord Kirke, København 2010. 

 

tags: Dänemark, Møn, Elmelunde, Sjælland, Fresko, Spätgotik, Mittelalter
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