Eine der frühesten Ansichten des Himmlischen Jerusalem in Form der Himmelspforte hat sich in Arles (Provence) erhalten. Die dortige römisch-katholische Kirche Saint-Trophîme war einst eine mächtige Abteikirche des Benediktinerordens. An dem Bauwerk wurde die Himmelspforte nicht an der linken unteren Seite des Tympanons angebracht, sondern an der Nordseite als Teil eines Frieses (Akanthus- und Mäanderband) am rechten Außengewände. Thema ist hier die Trennung der Geretteten von den Verdammten, wie man sie auf Weltgerichten kennt: Auf dem rechten Fries werden die nackten Verdammten, bedroht von Flammen, abgeführt, um am Ende von einem Teufel oder Dämon durch ein Tor begrüßt zu werden. Verzweifelt schlagen sie die Hände vor die Augen, da sie verblendet sind. Links der Pforte steht lediglich ein martialischer Engel mit einem Schwert, Gerettete scheint es dort nicht oder noch nicht zu geben. Die Szene hat hier weniger die Funktion, Hoffnung zu geben, als vielmehr Unheil abzuwehren.
Über der Pforte schwebt oben eine menschliche Hand. Dieses ist nicht der Pförtner, sondern es handelt sich um die Hand Gottes, ein altes Symbol, welches immer wieder mit dem Himmlischen Jerusalem in Zusammenhang gebracht wurde. Wie die Kirche selbst ist auch ihre Mikroarchitektur im romanischen Stil gehalten; die Pforte ist von zwei Pilastern gerahmt, ihre Tür zeigt kunstvolle gusseiserne Beschläge, wie kurz zuvor bereits in Saint Foy in Conques. Hier war ein Meister am Werke, der sicher öfters solche Gegenstände bearbeitet hat.
Jean-Pierre Dufois, Yacine Azzoug, Dominique Rigaux, Andréas Hartmann-Virnich: Le portail de Saint-Trophime d’Arles. Naissance et renaissance d’un chef d’œuvre, Arles 1999.
Albert Hari: Petit guide de la primatiale Saint-Trophime d’Arles, Strasbourg 2002.
Odile Caylux, Cécile Gasc (Hrsg.): Le portail Saint Trophime d’Arles, Arles 2017.
Beitragsbild: Ponyterr, Last Judgment, sinners, CC BY-SA 3.0