Romanische Himmelspforte aus Saint-Trophîme in Arles (um 1190)

Eine der frühesten Ansichten des Himmlischen Jerusalem in Form einer Himmelspforte hat sich in Arles (Provence) erhalten. Die dortige römisch-katholische Kirche Saint-Trophîme war einst eine mächtige Abteikirche des Benediktinerordens, welcher Arles allerdings schon längst verlassen hat. An dem Bauwerk wurde die Himmelspforte nicht an der linken unteren Seite des Tympanons angebracht, auch nicht im Bogenfeld direkt unter dem Haupteingang, sondern an der Nordseite als Teil eines massiven, noch spätantik wirkenden Frieses (Akanthus- und Mäanderband) am rechten Außengewände.

Thema ist hier die Trennung der Geretteten von den Verdammten, wie man es von Weltgerichten her kennt: Auf der rechten Fries werden die nackten Verdammten, bedroht von Flammen, abgeführt, um am Ende von einem Teufel oder Dämon aufgenommen zu werden. Verzweifelt schlagen sie die Hände vor die Augen, da sie verblendet sind. Möglicherweise – die Szene ist nicht eindeutig klar, handelt es sich doch um Gerettete, die Zeichen der Reue zeigen. Ein Hinweis darauf wäre die neue (oder alte?) Kleidung, die eine der Personen über seinen Arm geworfen hat.

Links der Pforte steht lediglich ein martialischer Engel mit einem Schwert, Gerettete scheint es dort nicht oder noch nicht zu geben. Auch diese Figur trägt in einer Hand ein neues Gewand, denn nach Johannesoffenbarung Kap. 7 tragen die Geretteten weiße Kleidung, die mit dem Blut des Lammes gewaschen wurde.
Die Szene hat hier weniger die Funktion, Hoffnung zu geben, als vielmehr Unheil abzuwehren. Über der Pforte schwebt oben eine menschliche Hand. Diese gehört nicht dem Pförtner der Tür, sondern es handelt sich um die Hand Gottes, ein altes Symbol, welches immer wieder mit dem Himmlischen Jerusalem in Zusammenhang gebracht wurde. Wie die Kirche Saint-Trophîme selbst ist auch ihre Mikroarchitektur im romanischen Stil gehalten. Die Pforte ist von zwei Pilastern gerahmt, ihre Tür zeigt kunstvolle gusseiserne Beschläge, wie kurz zuvor bereits in Saint Foy in Conques. Hier war ein Meister am Werke, der sicherlich öfters solche Gegenstände bearbeitet hat.

Jean-Pierre Dufois, Yacine Azzoug, Dominique Rigaux, Andréas Hartmann-Virnich: Le portail de Saint-Trophime d’Arles. Naissance et renaissance d’un chef d’œuvre, Arles 1999.
Albert Hari: Petit guide de la primatiale Saint-Trophime d’Arles, Strasbourg 2002.
Odile Caylux, Cécile Gasc (Hrsg.): Le portail Saint Trophime d’Arles, Arles 2017.

 

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