Grabmal des Philipp I. von Heinsberg im Kölner Dom (1330)

Es gab im 4. und 5. Jahrhundert zahlreiche spätantike Sarkophage mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalem, meist aus Marmor und mit einer Darstellung des Lämmerfries, die sich nur unwesentlich unterschieden. Die Bezüge zur Gottesstadt im Rahmen von Grabstätten wurden dann erst wieder im Hochmittelalter neu aufgegriffen, nämlich in Deutschland bei dem Grabmal des Philipp I. von Heinsberg (um 1130 bis 1191). Dieser war Erzbischof von Köln und Erzkanzler von Italien. Das Monument hat folgerichtig im Kölner Dom Aufnahme gefunden. Sein dortiges Hochgrab in der Maternuskapelle wurde aber erst zweihundert Jahre nach seinem Tod (er war in Neapel an der Pest verstorben) errichtet. Da von Heinsberg 1176 an der Schlacht von Legnano unweit von Mailand teilgenommen hatte, wäre es möglich, dass er den dortigen Stilicho-Sarkophag einschließlich seiner Jerusalems-Bezüge mit eigenen Augen gesehen hat.

In Köln ist jedoch von einem unbekannten Bildhauer eine ganz andere Arbeit entstanden: Der Verstorbene ist liegend aufgebahrt dargestellt, in seinem vollen Ornat im Rahmen waagrechten einer gotischen Pforte. Diese könnte man nur vollständig sehen, wenn man sich über dem Grabmal befindet oder eine Drohne einsetzt, was im Dom verboten ist. Das gesamte Grabmal ist von einer Mauer mit Zackenfries umzogen. An den Ecken streben Türme nach oben, die genauso gut im historistischen Burgenstil des späten 19. Jahrhunderts entstanden sein könnten. Weitere Türme an den Seiten besitzen auch Zugangspforten in das Grabmal. Diese ungewöhnliche und im Mittelalter einmalige Darstellungsweise soll auch an die Verdienste des von Heinsberg um die mittelalterliche Befestigung der Stadt Köln erinnern, deren Tore sich bis heute in Teilen im Stadtbild erhalten haben (Severinstorburg).

Gerhard Kallen: Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln, in: Im Schatten von St. Gereon, Köln 1960, S. 183-205.
Hubert Houben: Philipp von Heinsberg, Heinrich VI. und Montecassino, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 68, 1988, S. 52-73.
Barbara Schock-Werner: Das Grabmal des Philipp von Heinsberg im Kölner Dom, in: Kölner Domblatt, 65, 2000, S. 85-112.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).

 

tags: Grabmal, Köln, Rheinland, Bischof, Ritterburg, Burgenstil
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