1986 wurde am 25. Oktober die neue römisch-katholische Kirche Sant’Andrea im Ort Antognano nahe Parma (Emilia-Romagna) feierlich eingeweiht. Zu der Erstausstattung, für die Don Raffaele Sargenti verantwortlich war, gehört auch ein Kerzenhalter aus Sarnico-Stein aus der Provinz Bergamo. Kerzen mit dem Jerusalemsmotiv gibt es bekanntlich öfters, doch Kerzenhalter mit dem Jerusalemsmotiv sind selten. Die ungewöhnliche Arbeit ohne direktes Vorbild wurde von dem wenig bekannten italienischen Bildhauer Nino Medici geschaffen. Offensichtlich war die Gemeinde mit seiner Arbeit zufrieden, der Bildhauer hat später noch ein Labyrinth auf dem Vorplatz der Kirche gestalten dürfen (1994).
Das Werk wurde, laut Medici, von einer Arbeit Benedetto Antelamis (um 1150 – um 1230), einem italienischen Bildhauer der Romanik, inspiriert. Die Basis und die Krone des Kunstwerks sind grau, der Schaft natürlich weiß und nicht koloriert. Die Motive werden allein durch die starke Einkerbung und den Schattenwurf sichtbar. Um den säulenähnlichen Halter zieht sich mit dicken Ästen und klobigen Blättern der Lebensbaum. Er „wurzelt“ gewissermaßen in dem Buchstaben Alpha und endet oben bei dem Buchstaben Omega. Auf dem Schaft finden sich verschiedene Symbole und Figuren, so auch eine Sonne und ein Mond. Oben reihen sich genau zwölf Türme um das Kunstwerk. Sie werden von Dächern und Kuppeln überragt (Vorbild Santa Maria Maggiore), die den Kranz des Kerzenhalters abschließen. Nur an einer Stelle fehlen diese Dächer und Kuppel. Das ist genau über einer zweiflügeligen Pforte, über die Medici das Omega angebracht hat. Damit das Wachs der Kerzen das Kunstwerk nicht beschädigt, wurde ihm eine Kupferkrone aufgesetzt. Das Kunstwerk hält die Osterkerze von Sant’Andrea, die seit 1986 jährlich ausgewechselt wird.
Claus Bernet: Gemacht für die Ewigkeit: Steinwerke des Himmlischen Jerusalem, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 8).