Lämmerfries: S. Cecilia in Trastevere, Rom (817-824)

Welche der beiden Stadtabbreviaturen Bethlehem und welche Jerusalem darstellt, ist, wie oft bei antiken Apsismosaiken, in der römisch-katholischen Kirche S. Cecilia in Trastevere (Rom) nicht eindeutig zu bestimmen. Beide Städte sind ausgesprochen niedrig und werden teilweise von den Lämmern überragt, die direkt aus den Stadttoren heraustreten und sich zu einem Lämmerfries verbinden. Sechs dieser Lämmer sind auf der linken, sechs auf der rechten Seite. Die geringe Höhe im Zwickel der Apsisrundung erlaubte auch nur drei bis vier Mauerstreifen mit Edelsteinen anzudeuten, wohingegen zahlreiche Perlen zu sehen sind, die hier selbst Türme und Tore rahmen. Die Perlen sind die weißen Kreise, während die Edelsteine durch grüne oder rote Quadrate angedeutet sind. Die eigentliche Bebauung sieht man ganz oben über der Mauer, was eigentlich von der Perspektive her nicht einsehbar ist.
Die Basilika Santa Cecilia in Trastevere ist eine Kirche, die der heiligen Cäcilie geweiht ist, einer Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert in Rom, die besonders für Musik verantwortlich ist. Die nach ihr benannte Kirche liegt im römischen Stadtteil Trastevere, westlich des Tiberflusses und nur wenige Kilometer südlich der Vatikanstadt. Trotz verschiedener Umbauten stammt das spätantike bzw. frühromanische Mosaik in der Apsis der Kirche noch aus dem 9. Jahrhundert und wurde unter Papst Paschalis I. (817-824) angebracht.

 

Die zeitgleich mit der Apsis durch Papst Paschalis I. (gest. 824) mosaizierte Apsiswand von S. Cecilia in Trastevere ging 1724 bei der Restaurierung unter Kardinal Francesco Acquaviva (1665-1725) größtenteils verloren. 1909 jedoch konnten über dem Holzgewölbe der Kirche originale Reste aus dem frühen 9. Jahrhundert entdeckt werden, die die himmlische Stadt zeigen. Durch den hochgelegenen Augenpunkt kann man Gebäude im Stadtinneren erkennen, die, in Relation zur Ummauerung, groß sein mussten, damit sie von unten aus dem Kirchenschiff heraus überhaupt gesehen werden konnten. Eine andere Darstellung des Himmlischen Jerusalem hatte der gleiche Papst schon zuvor in einer den ganzen Mittelteil des Triumphbogens überwölbenden Darstellung in Santa Prassede umgesetzt, die sich deutlich von dem älteren Motiv der polygonalen Stadtkulisse unterschied. Um die ursprüngliche Mosaikisierung zu veranschaulichen, wurden die Überreste zeichnerisch nachbearbeitet. Die Stadtrepräsentation hat sich im Vergleich zu den wesentlich älteren Arbeiten in S. Lorenzo fuori le Mura oder S. Maria Maggiore (beide in Rom) kaum verändert: Auf hohen Mauern sind Edelsteinapplikationen angedeutet. Hinter den Mauern erscheinen einige wenige antikisierende Bauten, jeweils ein Toreingang steht einladend offen, Engel, das Gotteslamm oder auch Bewohner der Stadt sind nicht zu sehen.

Mariano Armellini: S. Cecilia in Trastevere. Le chiese di Roma dal secolo IV al XIX, Città del Vaticano 1891.
Patrizia Marchetti: S. Cecilia in Trastevere. Storia e restauro, Roma 1999.
Neda Parmegiani, Alberto Pronti: S. Cecilia in Trastevere. Nuovi scavi e ricerche, Città del Vaticano 2004.
Carlo La Bella (u. a.): Santa Cecilia in Trastevere, Roma 2007. 

 

tags: Antike, Romanik, Rom, Apsis, Lämmerfries, Bethlehem, Fragment, Papst Paschalis I.
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