Mit Stefan Lochner trat auch in Deutschland eine neue Darstellungsweise des Himmlischen Jerusalem als Teil von spätmittelalterlichen Weltgerichtsaltären auf. Lochner war der bedeutendste Maler wie Zeichner der Kölner Malerschule und als ein Hauptvertreter des „Weichen Stils“ einer der ersten Rezipienten einer neuen niederländischen Malweise.
Das „Jüngste Gericht“ (um 1435) ist eines seiner frühen Haupt- und gleichzeitig Meisterwerke. Der Zugang zum Himmlischen Jerusalem, ein Teil der linken Seite eines Weltgerichtsaltars, ist ganz aus filigranem Maßwerk gearbeitet und sofort als gotisches Bauwerk zwischen Kirche und Stadttor vor goldenem Hintergrund zu erkennen. Es konnte nachgewiesen werden, dass Einzelheiten der Architektur vom Aussehen des Kölner Doms im 15. Jahrhundert angeregt wurden, gleichzeitig ist der Einfluss des Gerichtsbildes der Stadt Diest, vor allem bei der Architektur, unbestritten.
Der Blick durch die offene Himmelstür zeigt, dass dort auch Päpste, Kardinäle, Bischöfe und Könige unter den Geretteten zu finden sind. Die Zahl der Geretteten ist groß, sie werden von Engeln begleitet und geschützt, die auch im oberen Bereich des Bildes umherfliegen. Sympathisch ist, dass sie für festliche Musik sorgen, noch heute ist der Begriff Engelsmusik sprichwörtlich.
Durch die tiefgelegene Perspektive erscheint der weiße Bau, der an Marmor erinnert, majestätisch und feierlich. Der Blick wird auf den gewaltigen Wimperg mit dem filigranen Maßwerk gerichtet, unter dem sich eine erstaunlich einfache Tür ohne sichtbare Flügel befindet.
Der Altar der Gesamtgröße 172 x 124 Zentimeter befand sich ursprünglich wahrscheinlich in St. Laurentius in Köln und ist heute Teil der Dauerausstellung des Wallraf-Richartz-Museum (Fondation Corboud, Inv.-Nr. wrm 66), ebenfalls in Köln. Das Kunstwerk ist hervorragend erforscht, es gibt eine umfassende kunsthistorische Fachliteratur.
Vor Stefan Lochner: Der Kölner Maler von 1300-1430. Ergebnisse der Ausstellung und des Colloquiums, Köln, 1974, Köln 1977.
Frank Günther Zehnder (Hrsg.): Stefan Lochner, Meister zu Köln. Herkunft – Werke – Wirkung, Köln 1993.
Julien Chapuis: Stefan Lochner. Image making in Fifteenth-Century Cologne, Turnhout 2004.