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Meister Thomas von Villach: Fresken in Villach (um 1250) und Thörl (um 1480)

Der „Meister Thomas von Villach“ ist der vielleicht bedeutendste Vertreter der Gotik bei Wandmalereien in der Alpenregion. Italienische Einflüsse auf seinen Wandfresken und Tafelbildern werden immer wieder diskutiert, ob er aber selbst Italien bereiste, ist ungewiss. Gesichert ist, dass er in Villach seine Werkstatt hatte. Neben einer Wandmalerei mit der Thematik des „Lebendigen Kreuzes“ hat Meister Thomas von Villach das Himmlische Jerusalem noch zwei Mal thematisiert. In all diesen Fällen hat der Meister keinesfalls die gesamten Fresken ausgemalt, sondern Ideen geliefert, Skizzen eingereicht, Gesamtkonzeptionen erarbeitet und vor allem den Ablauf der Malereien vorbereitet, begleitet und verantwortet. Ausgeführt haben die Malereien Schüler, die oft wechselten. So dürften die Schüler, die um 1250 in Villach für den Meister arbeiteten, kaum mit denen identisch sein, die eine Generation später in Thörl tätig waren.
Das erste Beispiel gehört zu seinem Frühwerk. Das Fresko befindet sich in der katholischen Pfarrkirche Sankt Rupprecht in Villach (Kärnten), wo es um 1450 angefertigt wurde. Erst 1928 wurden die Malereien wiederentdeckt und freigelegt. Dieses Himmlische Jerusalem ist durch Umweltschäden sehr in Mitleidenschaft gezogen und droht gänzlich zu verblassen. Links erkennt man noch ein hochgotisches Kirchengebäude mit fünf Filialtürmen samt Kreuzblumen. Der mittige, hohe und schmale Eingang ist relativ gut erhalten; vor ihm begrüßt Petrus die herannahenden Geretteten, darunter ein Papst und ein Kardinal. Neben diesem Haupteingang gibt es jedoch an beiden Seiten schmalere Nebeneingänge, die alle auf einem treppenartigen Sockel fußen.

 

In Thörl (Steiermark) befindet sich die im Stil der Gotik gestaltete Pfarrkirche St. Andrä, deren Wand- und Deckenfresken auf das Ende des 15. Jahrhunderts zurückgehen und zum Spätwerk des Meister Thomas von Villach gehören. Sie wurden 1886 entdeckt und unter Berthold Winder (1833-1888) und Theophil Melicher (1860-1926) freigelegt. Die Komposition an der Ostwand des Triumphbogens ist traditionell: Auf der Südseite werden Auserwählte von Engeln in die Gottesstadt begleitet, die lediglich durch ein offenes Tor und einen Teil des Mauerzuges angedeutet ist. Die Architektur kann man nicht als gotisch bezeichnen, es sind zeitlose Bauten ohne Stilmerkmale. Über der Stadt hält ein Engel ein offenes Buch dem Betrachter entgegen, vermutlich ein Hinweis auf das versiegelte Buch (Apok. 5). Während in Sankt Rupprecht der Papst noch vor Petrus steht, so ist in Thörl Petrus zum Papst geworden und trägt die Tiara.

Siegfried Hartwagner: Pfarrkirche St. Andrä in Thörl-Maglern, Kärnten, Thörl-Maglern 1976.
Friedrich Zauner: Das Hierarchienbild der Gotik, Stuttgart 1980.

 

tags: Meister Friedrich von Villach, Kärnten, Österreich, Gotik, Fresko, Himmelspforte
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