Gerhard Kadow (1909-1981): Deckengemälde aus St. Pantaleon in Köln (1966)

Köln dürfte neben Rom die Stadt sein, in der das Himmlische Jerusalem am häufigsten dargestellt wurde. Fast alle Werke entstanden nach den Kriegszerstörungen 1945, so auch das 11 x 9 Meter große Deckengemälde im Westwerk von St. Pantaleon. Die römisch-katholische Kirche musste nach Bombenschäden umfassend erneuert werden. Das ursprünglich gewölbte Kirchenschiff wurde durch eine Flachdecke ersetzt, wie man es im Jahr 1966 (irrtümlich) von der Erbauungszeit annahm. Zur Ausschmückung in zwanzig Meter Höhe beauftragte man damals Gerhard Kadow (1909-1981). Sein Kölner Werk steht keineswegs in der Bauhausnachfolge, sondern lehnt an den Historismus und Art déco an (vgl. die Laurentiuskerk in Ginneken oder die Juvenaatskapel in Maastricht). Für Nachkriegsarbeiten ist Kadows helle, farbfreudige Arbeit durchaus untypisch und war ein Wunsch der örtlichen Kirchengemeinde.

So besitzt das Werk auch zahlreiche Goldapplikationen, etwa an den Zinnen der Mauer, den Kronen der Türme oder dem zentralen lateinischen Kreuz. Hinzu kam, dass man bei dem Kirchenbau Anleihen an die Romanik wünschte, was zu den zwölf romanischen Türmen zwischen den Mauern des Himmlischen Jerusalem führte. Acht der Türme ragen weit in das Innere des Freskos hinein und berühren bereits den zentralen Kreuznimbus. Eine Besonderheit sind auch die Zugänge in die Stadt: Die Mauern sind an zwölf Stellen derart zurückgenommen, dass breite Bögen entstehen. Von Toren oder Türen kann man hier nicht mehr sprechen, die Grundfläche der Bögen ist bereits größer als die der Mauern und Türme. Dadurch entsteht für den Betrachter im Kirchenschiff der optische Eindruck, als würde sich die Stadt auf zwölf Stelen wölben.

Wilhelm Nyssen: Heiliges Köln. Wallfahrten zu den Heiligtümern der Frühzeit, Köln 1975.
Ars Sacra `75. Kirchliche Kunst der Gegenwart. Ausstellung der Kirchenprovinzen Köln und Paderborn, Köln 1975.
Karl-Heinz Bergmann: St. Pantaleon in Köln, Neuss 1986 (5) (Rheinische Kunststätten, 146).
Michelle Grund: Gerhard Kadow. Ein Bauhauskünstler aus Uelzen, Gedächtnisausstellung, Uelzen 2006. 

 

tags: Nachkriegszeit, Deckemalerei, Köln, Rheinland, Historismus
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