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Ludwig Richard Conradi (1856-1939): „Das Geheimnis enthüllt“ (1911 und 1914)

„Das Geheimnis enthüllt oder Die sieben Siegel gebrochen“ erschien 1911 erstmals bei der Internationalen Traktatgesellschaft in Hamburg. Verfasser war Ludwig Richard Conradi (1856-1939), einer der führenden Theologen, Missionare und Verleger der Adventisten in Deutschland. Schon auf Seite 29 wird die Stadt bildlich in Szene gesetzt: „Abraham schaut die verheißene Gottesstadt“.

 

Es folgt in dem Band die Illustration „Schatten und göttliches Vorbild“ auf Seite 39. Zusammen mit der ersten Abbildung zeigt sie alttestamentliche Bezüge zum Himmlischen Jerusalem, nämlich die Stiftshütte bzw. der Tabernakel, mit dem die Israeliten durch die Wüste zogen.

 

Auf Seite 231 wird das Ende der alten Schöpfung im Licht des Neuen Testaments gezeigt. Das Motiv ist der Himmlische oder Ewige Tierfrieden (nach dem alttestamentlichen Prophet Jesaja) im Vordergrund, wo Jagd- und Beutetiere (Löwe, Puma, mehrere Schafe und ein Kind) friedsam vereint sind. Blickfang ist die leuchtende Gottesstadt mit einer massiven Mauer, einem Eckturm und einem Zugangstor. Der Künstler oder die Künstlerin dieser Illustrationen sind leider nicht bekannt. Es sind Arbeiten, die konkret zum Buchinhalt gearbeitet sind und wahrscheinlich Auftragsarbeiten Conradis waren. Im Vordergrund steht das Bemühen um Historizität und Authentizität, wie man sich die biblischen Ereignisse um 1900 vorstellte.

 

Eine Neuauflage von „Das Geheimnis enthüllt oder Die sieben Siegel gebrochen“ erschien 1911 bei der Internationalen Traktatgesellschaft in Hamburg. Die Ausgabe von 1914 (30. Tausend) bringt zwei neue Jerusalems-Abbildungen. Auf Seite 254 befindet sich eine kleine Vignette, die zwischen einem Rosenornament die Himmlische Stadt zeigt. Ganz untypisch zu den Werken von Conradi, der seine Künstler so gut wie nie namentlich nennt, sind hier einmal die Initialen „E. S.“ zu finden. Es ist eine Arbeit im floralen Jugendstil, die in der Bildmitte die Stadt im orientalischen Flair zeigt.

 

Auf Seite 17 in den genannten Band wurde dem Leser/der Leserin „Das neue Jerusalem“ in Großformat präsentiert, ähnlich wie bereits 1911. Auch hier kennen wir den Künstler der schwarz-weißen Zeichnung namentlich nicht, es wird sich um eine Person aus dem Umkreis der Adventisten gehandelt haben. Im Gegensatz zur ersten Abbildung haben wir keine Jugendstilarbeit vor uns, sondern eine zeitlose Illustration mit dem Motiv des Himmlischen Tierfriedens. In der kompositorischen Anordnung und zeichnerischen Ausarbeitung ist es eine Kopie der entsprechenden Fassung von 1911. Auch hier erhebt sich hinter einem See oder Flussarm über dem Ufer die heilige Stadt. Im opaken Licht vermag man Einzelheiten der Bebauung kaum mehr zu erkennen. Das Werk ist eine Vedute, gekonnt durch Palmen am unteren, linken und rechten Rand gerahmt.

Claus Bernet: Freikirchen, „Sekten“, Denominationen, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 9).

 

tags: Adventisten, Ludwig Richard Conradi, Jugendstil, Vignette, Tierfriede, Tabernakel
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