
Fresken der Abtei Saint-Évroult-Notre-Dame-du-Bois in Champs (14. Jh.)
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Claus Bernet
- Juni 12, 2021
Vom Neuen Jerusalem in Champs (Département Orne) ist heute nicht mehr viel zu sehen. Reste der Malerei aus dem 14. Jahrhundert sind auf der Eingangsseite gegenüber dem Altar zu finden. Es handelte sich um eine Weltgerichtsszene: In der Mitte thront Christus, gerahmt von Engeln, der Jungfrau Maria und von Johannes. Auf der rechten Seite (für Christus die linke) sind Szenen der Hölle angebracht.
Auf der linken Seite hat sich eine Architekturgliederung erhalten, die aus drei Reihen von Arkaden besteht. Darüber wie darunter ist ein rotes Ornament aufgemalt, welches sich um die Kirche zieht und die gesamte Malerei rahmt. Jede der Arkaden ist mit jeweils einem Heiligen im Halbportrait versehen, ganz ähnlich wie in der Abtei Lagrasse. Eine Beeinflussung ist mehr als wahrscheinlich, da auch Saint-Évroult eine Klosterkirche der Benediktiner gewesen ist, die gerne das Jerusalem mittels Arkaden darstellten. Soweit es der Erhaltungszustand zu beurteilen zulässt, haben wir es in Champs jedoch mit einer simplen, einfallslosen Auftragsmalerei zu tun. Selbst die Farbe, die die Malerei in einen einheitlichen Ockerton taucht, vermag keine Akzente zu setzen.
Die Abtei Saint-Évroult-Notre-Dame-du-Bois in Champs wurde noch vom Heiligen Évroult (gest. 596) gegründet, die Kirche entstand im 11. Jahrhundert. Das Kloster wurde später vor allem für seine musikalische Tradition berühmt. Zum Entstehungszeitpunkt der Malerei hatte das Kloster seinen politischen und wirtschaftlichen Zenit überschritten und verlor schließlich 1484 seine Kommende.
Louis-Marie Spick: Histoire de l’Abbaye de St.-Evroul-Notre-Dame-du-Bois, L’Aigle 1993.
Emmanuelle Dabon, u.a.: Saint-Évroult-Notre-Dame-du-Bois, Condé-sur-Noireau 2001.
Claus Bernet: Gotik, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 30).