Jan van der Straet (1523-1605), Cornelis Cort (1533-1578): „Zehn Propheten und die Verkündigung Mariens“ (um 1580); Kopie von Paulus Mondeken (um 1580)

Der obige Ausschnitt stammt von einem Blatt mit dem Titel „Zes profeten en de verkondiging aan Maria“, übersetzt etwa: „Zehn Propheten und die Verkündigung Mariens“. Ein Original dieses Stichs hat sich im Amsterdamer Reichsmuseum erhalten, dort hat es die Signatur RP-P-OB-10.323.
Obwohl der Kupferstich hochwertig ist, kennen wir den Künstler dieser Arbeit nicht sicher. Entstanden ist sie um 1580 bei dem Drucker Philippus Galle, was den Kreis der Künstler erheblich einschränkt. Galle arbeitet nicht mit jedermann zusammen, sondern nur mit ausgewählten Meistern wie etwas Hieronymus Wierix. Diskutiert, aber wieder verworfen wurde auch eine Mitarbeit von Hendrick Goltzius, dann von Jan Collaert II. (um 1561 – bis ca. 1620), der aber wiederum seines Alters wegen kaum in Frage kommt, ebenso wie Adriaen Collaert (um 1560 – 1618), von denen fast allen eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Neuen Jerusalem nachgewiesen werden kann. Gesamtkomposition und Details der Ausführung der reifen Arbeiten deuten eher auf Jan van der Straet (1523-1605) in Zusammenarbeit mit Cornelis Cort (1533-1578). Letzterer hatte schon 1567 die Symbole Mariens zur Darstellung gebracht, durchaus vergleichbar mit dieser Arbeit. Cort arbeitete zwar die meiste Zeit seines Lebens in Italien, pflegte aber enge Kontakte zu Druckereien in Antwerpen, aus denen diese Arbeit hervorging. 

Der Ausschnitt gehört zu einem 44 x 29 Zentimeter großen Blatt, von dem aber hier nur die Wiedergabe der beiden Jerusalem-Symbole Himmelspforte und Gottesstadt interessieren. Man findet sie im oberen Drittel über den Propheten und Maria in einer Illusionslandschaft und renaissancehafter Fantasiearchitektur. Links steht eine mächtige Himmelspforte als Solitär, massiv und unübersehbar. Sie scheint offen zu stehen. Rechts hingegen muss man die Bauten der Civitas Dei regelrecht suchen, sie sind zwischen Stämmen und Blättern mehrerer Pflanzen versteckt. 

Walter Koschatzky: Die Kunst der Graphik. Technik, Geschichte, Meisterwerke, München 1981 (6). 
The illustrated Bartsch, 13, 3, New York 2000. 

 

Eine ähnliche Arbeit mit dem Titel „Verkündigung Mariens“ zeigt im Hintergrund ganz ähnliche Elemente. Die Stadt links kann eigentlich nur die Civitas Dei sein, da es ansonsten keine Stadt als Symbol Mariens nach der Lauretanischen Litanei gibt. Bei der Positionierung der Himmelspforte, die hier sicher nicht fehlen darf, ist es schwieriger. Links erscheint in der Stadtmauer eine Pforte, die durchaus als Porta Coeli in Frage kommt, aber etwas klein und unscheinbar wirkt. Von der Pforte rechts kann man das nicht sagen, doch könnte es sich hier auch um das Goldene Haus handeln. Nach dritter Meinung ist links die offene, rechts die geschlossene Pforte dargestellt.
Auf dem undatierten Druck aus dem Amsterdamer Reichsmuseum (RP-P-1889-A-14224) ist angegeben, dass der Kupferstich von Paulus Mondekens nach einer Vorlage des erwähnten Cornelis Cort gefertigt wurde, der sich wiederum an einer Vorlage von Federico Zuccari (auch Federico Zuccaro (um 1540 bis 1609) orientierte. Diese Angaben erscheinen glaubhaft, dafür bürgt das Privileg von Papst Pius V.

 

tags: Reichsmuseum Amsterdam, Himmelspforte, Civitas Dei, Hendrick Goltzius, Jan Collaert, Adriaen Collaert, Jan van der Straet, Cornelis Cort, Kupferstich, Federico Zuccari
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