Hermann Schaper (1853-1902): Mosaik der Aachener Pfalzkapelle (1900-1913)

Unter dem Kaiser Wilhelm II. wurde Aachen zu einem zentralen Ort deutscher Identität stilisiert. Insbesondere die Ausgestaltung des Aachener Doms aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ist dafür ein Beispiel. Dabei wurde erneut auf das Thema des Himmlischen Jerusalem, das ja bereits im Radleuchter des Doms anklingt, Bezug genommen. Ab 1900 setzten umfangreiche Bauarbeiten im Ambulatorium, dem Chorumgang, der Palastkapelle Karls des Großen ein, die bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs fortgeführt wurden. Das Kuppelmosaik des belgischen Architekten Jean-Baptiste Bethune (1821-1894) war bereits um 1880 entstanden. Die anderen Bereiche im Oktogon (Tambour) und im umlaufenden Sechzehneck sowie das Motiv der vier Paradiesflüsse im unteren westlichen Umgangsjoch (direkt über dem Eingangsbereich) wurden von dem Maler und Innenarchitekten Hermann Schaper (1853-1902) zwischen 1900 und 1913 hinzugefügt.

Schaper hatte 1889 eine Studienreise nach Ravenna gemacht, um die dortigen Kaisermosaiken mit dem Himmlischen Jerusalem zu studieren. In Aachen bemühte er sich um eine antikisierende Formensprache. Die vegetabilen Formen der Pflanzen, die Tuniken der vier liegenden Männer sowie die Architektur der mit „Civitas Dei“ überschriebenen Stadt sind das Ergebnis. Im vorderen Eingangsbereich dieser Stadt wurde übrigens der berühmte Radleuchter des Aachener Doms zitiert. Die Marmorverkleidung und Mosaikdekoration dieser Arbeiten wurden von der Berliner Glasmosaikgesellschaft Puhl & Wagner in Rixdorf ausgeführt, mit der Schaper vorzugsweise zusammenarbeitete.

Paul Clemen: Die romanische Monumentalmalerei in den Rheinlanden, Düsseldorf 1916.
Hermann Schnitzler: Das Kuppelmosaik der Aachener Pfalzkapelle, in: Aachener Kunstblätter, 29, 1964, S. 17-44.
Hans Belting: Das Aachener Münster im 19. Jahrhundert, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 45, 1984, S. 257-289.
Pia Heckes: Die Mosaiken Hermann Schapers im Aachener Münster, in: Aachener Kunstblätter, 52, 1984, S. 187-230. 
Ernst Günther Grimme: Der Dom zu Aachen. Architektur und Ausstattung, Aachen 1994.
Ulrike Wehling: Die Mosaiken im Aachener Münster und ihre Vorstufen, Köln 1995 (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege, 46).

 

tags: Rheinland, Aachen, Kaiserdom, Historismus
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