Im Stadtteil Berkach in Ehingen an der Donau, zu Fuß der Schwäbischen Alb, befindet sich die Kapelle Sankt Peter und Paul, die einst aus einer Burgkapelle hervorgegangen ist. Diese Kapelle wurde wohl vom Ehinger Heilig-Geist-Spital gestiftet, das 1390 die Burg gekauft hatte. Der in der Kirche befindliche Triumphbogen besitzt spätmittelalterliche Freskenmalereien, die weit über die Region hinaus kunstinteressierte Besucher und Besucherinnen anziehen.
Dennoch weiß man über die Malereien recht wenig, Maler und Entstehungshintergrund sind unbekannt. In den 1980er Jahren wurde die Kapelle dokumentiert und anschließend restauriert. Damals hat man von den verblichenen Malereien das nachgemalt, was man noch erkennen konnte, zusätzlich so koloriert, das Fehler unwahrscheinlich waren. Bezüglich des Neuen Jerusalem ist dies ein hoher schmaler Bau mit einem roten Satteldach an der linken Seite des Triumphbogens, ähnlich wie zuvor in Briesen dargestellt. An der rechten Seite des Bogens befindet sich eine Darstellung der Hölle. Die Schmalseite des Baus füllt ein Torbogen aus, in den sich bereits einige Gerettete hinein drängen. Vor dem Tor haben sich weitere Gerettete versammelt, Männer wie Frauen, überwiegend nackt. Einzig der übergroß dargestellte Papst (wie ebenfalls in Briesen) und ein Bischof können anhand der Tiara bzw. der Mitra und des Hirtenstabes identifiziert werden.
Eine solche Darstellungsweise der Ständevertreter war im 15. Jahrhundert überaus beliebt, viele andere Kirchen und Kapellen in Schwaben waren damit ausgestattet, so etwa Sankt Peter und Paul in Grabenstetten oder auch die Martinskirche in Waiblingen. Dort findet man ebenfalls Fresken mit Darstellung des Himmlischen Jerusalem, die vermutlich beide um 1420 entstanden sind. Direkt unter dem Bildfeld mit dem Neuen Jerusalem wurde eine Illustration des Heiligen Martin beim Teilen des Mantels eingefügt. Diese Darstellung war im 15. Jahrhundert beliebt, aber im Zusammenhang mit dem Himmlischen Jerusalem ist sie selten und kann so erklärt werden, dass das Handeln des Heiligen sich in seiner Aufnahme im Himmel wiederspiegelt. Ganz fremd ist diese Thematik bei Jerusalemsdarstellungen nicht, wenngleich sich nur neuere Beispiele erhalten haben, so beispielsweise auf einer Tür des Doms zu Eisenstadt oder als Glasfenster von St. Martin in Cochem an der Mosel.
Siegfried Mall: Berkach und seine Kapelle Sankt Peter und Paul, Berkach 1983.
1225 Jahre Berkach: 783-2008. Festschrift, Berkach 2008.