Tympanon von Sainte-Marie-Madeleine in Vézelay (1140-1152)

Sainte-Marie-Madeleine im burgundischen Vézelay ist einer der bedeutendsten Sakralbauten des 12. Jahrhunderts in ganz Frankreich. 1979 wurde die Kirche zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt, und 1998 erneut als Teil des Weltkulturerbes „Jakobsweg in Frankreich“ ausgezeichnet. Ausschlaggebend war stets der hervorragende Skulpturenschmuck des Gebäudes.
Im Anschluss an den Narthex des Gebäudes entstand in Vézelay zwischen 1140 und 1152 ein bestens erhaltenes Weltgericht mit markanten, langgestreckten Figuren, hinter denen das Himmlische Jerusalem ganz links kaum zu sehen ist. Es sind lediglich drei Arkaden oder Rundbogenfenster einer romanischen Mikrokirche. Bei der Ausführung hat der Steinmetz sich um Detailgenauigkeit bemüht, so erkennt man sogar die Mauerquaderung und die einzelnen Dachziegel.
Aus den unteren beiden Fenstern blicken jeweils eine männliche Personen nach außen, das obere isolierte Fenster ist ohne Figur. Solche Personen, ob alleine oder in Gruppen, sind nicht bloß „Füllmaterial“, sondern sie zeigten den Betrachtern, dass man auch tatsächlich in das Himmlische Jerusalem gelangen könnte. Figuren im Kontext des Neuen Jerusalem werden im Mittelalter häufig in drei Szenen gezeigt: 1. die Gräber öffnen sich, die Toten stehen auf; 2. die Geretteten scharen sich vor Petrus neben oder vor der Himmelspforte zusammen, 3. die Geretteten werden gezeigt, wie sie betend oder musizierend aus dem Himmlischen Jerusalem hinaussehen. 

Peter Diemer: Stil und Ikonographie der Kapitelle von Ste.-Madeleine, Vézelay, Heidelberg 1975. 
Bernhard Rupprecht: Romanische Skulptur in Frankreich, München 1995 (2).
Arnaud Timbert: Vézelay. Le chevet de la Madeleine et le premier gothique bourguignon, Rennes 2009.

 

Beitragsbild: Jean-Christophe BENOIST, Abbaye Vezelay-tympan, CC BY-SA 3.0

tags: Burgund, Frankreich, Tympanon, Weltgericht, Romanik, Arkaden
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