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Epitaph des Hermann Schedel (um 1485)

Das Detail stammt von der linken Seite einer Darstellung eines Weltgerichts, welches um 1485 in Nürnberg (Mittelfranken) geschaffen wurde. Zu sehen ist eine gotische Himmelspforte, in die Petrus wenige Gerettete weist. Die schmale Pforte weist gotische Stilelemente auf. Ihre Tür oder Türflügel sind nicht zu sehen, denn sie ist übervoll mit Figuren angefüllt: Gerettete, die es in den sicheren Bereich geschafft haben. Vor der Pforte bilden oben Petrus, links ein Engel und rechts ein König ein kompositorisches Dreieck. Noch erhalten hat sich der besorgte, aber auch fürsorgliche Gesichtsausdruck der Petrusfigur, während die Gesichter der übrigen Figuren leider überwiegend verwittert sind.
Bei dem Kunstwerk handelt sich um den insgesamt 117 x 92 Zentimeter großen Epitaph des Nürnberger Stadtarztes und Humanisten Hermann Schedel (1410-1485). Der Stein wurde von einem namentlich nicht bekannten Meister bearbeitet, eine dazugehörige Messingtafel stammt vermutlich aus der Vischer-Werkstatt. Dieser Grabstein, aus Sandstein gearbeitet, befand sich einst an der äußeren Südseite der Sebalduskirche in Nürnberg, ungeschützt dem Wind und Wetter ausgesetzt. Seit 1947 gehört er als Leihgabe der Kirche zu der Sammlung des Nürnberger Germanischen Nationalmuseums und hat die Inventarnummer Pl.O.2963. Er ist ein wichtiges Beleg für das aufstrebende Bürgertum im späten Mittelalter und für die handwerklich hervorragenden Kunstwerke der freien Reichsstadt Nürnberg. Zukünftig sollte es für gut 300 Jahre zahlreiche Epitaphe geben, die das Neue Jerusalem thematisierten – dieses Werk ist das älteste in dieser Serie.

Walter Höpfner: Die Nürnberger Ärzte des 15. Jahrhunderts DDr. Hermann und Hartmann Schedel und zwei Konsilien des letzteren für die Paralyse, Leipzig 1915.
Heinz Schwamm: Hermann Schedel. Ein Arzt und Humanist des 15. Jahrhunderts, München 1981.
Frank Matthias Kammel (Hrsg.), Adam Kraft – Beiträge des Kolloquiums im GNM, Nürnberg 2002.
Gerhard Weilandt: Die Sebalduskirche in Nürnberg. Bild und Gesellschaft im Zeitalter der Gotik und Renaissance. Petersberg 2007.
Peter Zahn: Nürnberger Ärzte des 15. – 17. Jahrhunderts in ihren humanistischen Gedenkinschriften, in: Franz Fuchs (Hrsg.): Medizin, Jurisprudenz und Humanismus in Nürnberg um 1500, Wiesbaden 2010, S. 145-153.

 

tags: Epitaph, Nürnberg, Mittelfranken, Germanisches Nationalmuseum, Skulptur, Grabkultur, Gotik, Pforte
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