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Schottischer Grabstein (17. Jh.)

Grabsteine wurden seit alters her gerne dafür verwendet, das Himmlische Jerusalem künstlerisch zum Ausdruck zu bringen. Das Mittelalter kennt ganze komplexe Grabanlagen als Himmlisches Jerusalem, in der Renaissance wird das Thema auf prächtigen Epitaphen zur Darstellung gebracht. Gerade aus dem 17. Jahrhundert gibt es dann aber nur wenige Beispiele, da sich der Protestantsimus und der Puritanismus auf die Grabgestaltung auswirkten: Alles sollte möglichst einfach, bescheiden sein; prächtige Architektur wurde als Eitelkeit und Prunksucht, so ein Ausdruck der Zeit, abgelehnt. In dieser Zeit kam die Gewohnheit auf, die Grabsteine lediglich mit dem Namen und den Geburts- bzw. Todeszahlen zu versehen – weiterer bildlicher Schmuck ist selten zu finden. Von da ist es nicht weit zu der Tendenz unserer Zeit, auf einen Grabstein gänzlich zu verzichten und still aus dem Leben zu scheiden, möglichst ohne Bestattung, Todesanzeige, Feierlichkeit.
Das Dorf Kilmaurs in der Grafschaft Ayrshire im Südwesten Schottlands besitzt mit St Maur‘s Glencairn Churchyard einen historischen Friedhof mit zahlreichen Grabsteinen und Spolien aus den letzten vierhundert Jahren. Ein Fragment eines Grabsteins aus dem 17. Jahrhundert der Größe 120 x 120 Zentimeter zeigt im unteren Bereich eine einfache rundbogige Pforte, die von zwei Pilastern mit Kanneluren gerahmt ist. Die Pilaster tragen ein Gebälk mit einem Dreiecksgiebel. Dieser Giebel ist zugleich ein Engel, der seine beiden Flügel über die Himmelspforte ausbreitet. Exakt in dieser Art und Weise zeigten Malereien der Maria Immaculata die Himmelspforte, vgl. ein Beispiel des Dominikanerordens aus Chiquinquirá.
Namen oder Lebensdaten des oder der Bestatteten sucht man hier vergeblich. Es gibt drei Möglichkeiten:
1. der Stein war stets unbeschriftet
2. die Beschriftung ist mit der Zeit verwittert
3. die Beschriftung wurde nachträglich entfernt, möglicherweise, um den Stein in einem anderen Kontext wiederzuverwenden.

Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in der künstlerischen Darstellung bei Grabmälern und auf Friedhöfen, in: Friedhof und Denkmal, 60, 4, 2015, S. 7-13.

 

tags: Friedhof, Grabstein, Schottland
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