Die Kathedrale St. Nikolaus (Cathédrale Saint-Nicolas) in Freiburg ist der Sitz des römisch-katholischen Bistums von Lausanne, Genf und Freiburg in der Schweiz. Dieses Bistum trägt das Patrozinium des heiligen Nikolaus, der auch, in Farbe gefasst, auf dem Tympanon des Baus gut zu erkennen ist. Dieses westliche Portal aus dem 14. Jahrhundert hat das Jüngste Gericht zum Thema, und der obige Ausschnitt zeigt den Einzug der Geretteten in die Gottesstadt. Der Heilige Petrus, mit einem großen vergoldeten Schlüssel ausgestattet, geleitet eine gerettete Figur zur noch verschlossenen Himmelspforte. Die dahinter angedeutete Architektur ist im Stil der Flamboyantgotik gehalten und zeigt einen Bau, der im unteren Teil mit gotischem, schmalem Maßwerkfenster als Kirche, im oberen Teil als wehrhafte Burganlage gestaltet ist. Einzelne schmückende Bauteile wurden vergoldet. Direkt über dem Hauptturm ist noch die Trompete zu sehen, die zum Gericht ruft.
Das Motiv Weltgericht war im 13. und 14. Jahrhundert bei Kirchenportalen eine regelrechte Modeerscheinung, erst in Frankreich, dann auch im deutschsprachigen Raum. Das Beispiel von Freiburg ist eindeutig abhängig von einem kurz zuvor entstandenen Tympanon in Ulm, wo die Gesamtkonzeption, die Farbgebung und figürliche Details ähnlich sind. Leider ist auch in diesem Fall, wie in Ulm, kein Steinmetz namentlich bekannt, es waren aber Meister und Gesellen, die auch an anderen Teilen der Fassade über Jahre in Freiburg tätig waren und nicht, wie früher oft zu lesen war, von Kirche zu Kirche zogen.
Alfred A. Schmid: La cathédrale Saint-Nicolas a Fribourg, in: Session/Congrès Archéologique de France, 110, 1952/53, S. 392-406.
Stefan Matter: Sordiditas est sus. Zur Bedeutung des Teufelsschweins im Weltgericht des Westportals von St. Nikolaus in Freiburg i. Üe., in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 63, 4, 2006, S. 261-276.
Peter Kurmann (Hrsg.): La cathédrale Saint-Nicolas de Fribourg. Miroir du gothique européen, Lausanne 2007.
Claus Bernet: Gemacht für die Ewigkeit: Steinwerke des Himmlischen Jerusalem, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 8).
Beitragsbild: Norbert Aepli, Switzerland, 2013-04-04 Fribourg 0562, CC BY 3.0