Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Europa neu geordnet, 1813 war also der passende Zeitpunkt, um eine utopische Landkarte herauszubringen. John Pitts (1765-1813) veröffentlichte am 1. Juli des Jahres in London die Karte „The Pilgrims (sic!) Progress“ zu dem berühmten Roman von John Bunyan. Es ist eine Karte, die überzogen ist mit zahlreichen Details und Szenen aus dem großen Roman. Die eigentliche Funktion dieser Karte ist unklar. Manche gehen davon aus, dass diese Karte in frommen Haushalten ausgehängt wurde, zumal im angloamerikanischen Raum die Romanvorlage fast so bekannt wie die Bibel war. Andere spekulieren, dass diese Karte zu einem Würfelspiel gehörte, zumal es tatsächlich einige Spiele gab, die sich auf Pilgrim‘s Progress bezogen. Fest steht jedenfalls, dass diese Karte sich großer Beliebtheit erfreute. Der Kupferstich ist stets der gleiche, die Kolorierung variiert. Die Karte wurde in zahlreiche Sammlungen aufgenommen und wird selbst heute noch von Liebhabern zum Kauf angeboten. Hier stammt das Himmlische Jerusalem aus einer Sammlung in Princeton, der kleine Ausschnitt mit der Pforte (unten) aus der British Library in London.
Auf dem gelb kolorierten Kupferstich der Größe von 45 x 34 Zentimetern ist am oberen Rand auf eine Anhöhe die „Celestial City“ gesetzt. Über allen Pforten und Türmen der Gottesstadt hinweg leuchtet es verheißungsvoll in einem goldenen Gelb, doch nur erschreckend wenige Pilger können den Fluss vor der Stadt durchschwimmen. Die Figuren vor dem Haupttor sind nicht etwa Gerettete, sondern Engel. Dieses Haupttor ist als „Holy Gate“ beschrieben. Dahinter scheint es viel Platz zu geben, lediglich zwei kleine Bauten mit Zeltdächern ragen über die Mauer.
Ein zweites Mal findet man die Pforte auf der Zeichnung mit dem anklopfenden Pilger am rechten unteren Bildrand. Mit dem Durchschreiten dieser Pforte beginnt die Reise des Pilgers. Nach wenigen Stufen erhebt sich eine unscheinbare Stufe mit neogotischen Anklängen. Auf ihr steht geschrieben: „Knock and it shall opened unto you“, und genau das macht der Pilger gerade. Über der Pforte erscheint ein eigenartiges Symbol, das sonst bei der Darstellung der Pforte nicht bekannt ist: Es sieht aus wie ein Glas oder Krug mit einem aufgesetzten Kreis, von dem deutlich sichtbar eine Gloriole ausgeht. Vielleicht ist es ein Abendmahlskelch oder eine Monstranz mit einer aufgesetzten Oblate.
Leslie Shepherd: John Pitts, ballad printer of Seven Dials, London 1969.
Sheila O’Connell: The popular print in England, 1550-1850, London 1999.