Claus Wallner (1926-1979): Evangelische Christuskirche zu Recklinghausen (1959)
Die „Anbetung des Lammes im Himmlischen Jerusalem“ schuf Claus Wallner (1926-1979) im Jahr 1959 als Fenster auf der Empore in Antikglas, Blei und Schwarzlot. Man findet die siebenbahnige Glaswand in der evangelischen Christuskirche in Recklinghausen (Ruhrgebiet). Unter jedem der zwölf Engel ist eines der Stadttore gesetzt, als Block mit einer schwarzen Öffnung in unterschiedlicher Größe. Die Idee ist nicht neu, Wallner hatte schon zuvor in Steinbek/Hamburg (1954) die Stadt ähnlich dargestellt.
Hier scheinen die Tore aus Feldsteinen erbaut, einige ausgewählte Steine schimmern je nach Lichteinfall bläulich-violett und erinnern aus der Ferne an Kristalle. Sie wirken archaisch, wie Steingräber einer untergegangenen Hochkultur. Manche der Fensterbahnen zeigen eines, andere bis zu drei der Tore. Unten binden die Wogen des Lebensflusses die Fensterbahnen zusammen. Die Engel und Tore sind auf sechs Bahnen verteilt. Eine zentrale siebte Bahn ist dem Lamm vorbehalten, welches auf dem Buch mit den sieben Siegeln thront und von einem lateinischen Kreuz bekrönt wird. Sein Nimbus mit Strahlengloriole hat die gleiche bläuliche Farbe wie auch die Heiligenscheine der zwölf Engel. Engel mit Heiligenscheinen gibt es durchaus (etwa in St. Remaklus in Waldorf oder in der Steinbacher Johanneskirche). Allerdings sind sie eher selten, denn eigentlich sind sie Heiligen vorbehalten, sonst wären es Engelscheine.
Ulrich Reinke: Die Christuskirche in Recklinghausen, in: Im Wandel der Zeit. 100 Jahre Westfälisches Amt für Denkmalpflege, Münster 1992, S. 237-239.
Eugen Soika: Christuskirche Recklinghausen, Recklinghausen 2010.
Thomas Sello, Dorothee Wallner (Bearb.): Ein Künstlerpaar zwischen Elbe und Mittelmeer. Ursula Querner 1921-1969, Plastiken, Claus Wallner 1926-1979, Malerei und Kirchenfenster, Hamburg 2011.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).