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Himmelspforten aus St. Johannes in Noswedel (um 1933) und St. Remaklus in Waldorf (1949)

Himmelspforten gehen immer. Das Jahrhunderte alte Thema hat seine Zäsuren, Brüche und Wiederaufleben, bis in das 21. Jahrhundert. Auch regional lassen sich Schwerpunkte festmachen. In den Gebieten Luxemburg, Saarland, Hunsrück und Mosel wurde vor allem bei Glasarbeiten das Thema der Lauretanischen Litanei herangezogen. Ausgegangen ist dieses vom Bistum Trier, das in die Entscheidungen über Finanzierung genauso einbezogen wurde wie über die Motivwahl. Zwar wurde von Bistum aus nicht jedes Detail festgelegt, aber die Grundlinien und vor allem Künstler, die zur Zusammenarbeit immer wieder herangezogen wurden – oder gar nicht. Leider sind lange nicht von allen Glasfenstern die Künstler namentlich bekannt, generell gilt: desto weiter die Ausführung zurück liegt, desto schwieriger wird es.
Um 1933 wurde in Noswedel, heute ein Stadtteil der Stadt Wadern im nördlichen Saarland, eine neue Kirche errichtet, mit dem Namen St. Johannes. Im Kirchenschiff zeigen verschiedene Fenster, die von Gemeindemitgliedern gestiftet wurden, Motive der Lauretanischen Litanei.

Bei einem stehen zwei gleich aussehende Engel neben einem lateinischen Kreuz. Ihre Hände scheinen auf Schwertern gestützt zu sein, was jedoch nicht der Fall ist, wenn man Nahe genug an das Fenster tritt. Die Gesichtszüge der Engel sind sauertöpfisch wie selten, offensichtlich ist es nicht immer eine Freude, ein Engel zu sein. Irritierend sind auch die Zacken über und unter dem Kreuz, das Besucher auf meine Nachfrage als Explosion deuteten – mitnichten, es sollen Strahlen sein, die hier aus dem Gebäude heraustreten. Es handelt sich bei dem Objekt nämlich um eine Himmelspforte, die in diesem Fall offen sein muss. Oben ist erklärend „Janva Coeli“, unten „Ora pro nobis“ eingefügt, was heute kaum jemand mehr verstehen kann: „Pforte des Himmels“ und „Bete für uns“. Im Gegensatz zu anderen Fenstern ist die stiftende Familie auf diesem Fenster nicht namentlich angeführt.

1949 war man weiter, die lateinischen Beschriftungen waren abgeschafft, endlich hatte das Bistum die deutsche Sprache erlaubt, oder verzichtete inzwischen ganz darauf, wie in diesem Beispiel. Es stammt aus dem Kirchenschiff von St. Remaklus in Waldorf im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Auch diese Kirche gehört zum Trierer Bistum. Dort hatte eine Stiftung der Familie Schütz und Wassweiler (Lantershofen) eine Neuverglasung der 1875 dem Heiligen Remaklus (Bischof Remoclus, 6. Jh.) geweihten Kirche möglich gemacht.

Die Art und Weise der Darstellung ist ähnlich: auch hier ist in der Mitte der Pforte ein Kreuz gesetzt, ebenso finden sich die markanten Strahlen. Zwar fehlen die Engel, aber ihre Position wird von zwei kleineren goldenen Toren eingenommen. Auch die Färbung des Fensters, ein helles Violett, Brauntöne und ein helles Gelb, sowie die Ausführung der Hintergrundmusterung gleicht der Ausführung aus den 1930er Jahren.

 

Vergleicht man andere Motive der beiden Kirchen deutet vieles darauf, dass derselbe Künstler tätig war. Wenn auch der Name (noch) nicht gefunden ist, so wissen wir doch die Manufaktur, die seine Entwürfe umsetzte. Es war die Firma von Peter Kaschenbach mit Sitz in Trier.

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tags: Lauretanische Litanei, Pforte, Saarland, Rheinland-Pfalz
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