Meister von Schöder: Spätmittelalterliche Himmelspforte aus der Nikolauskirche in Bad Gastein (um 1460)
In Bad Gastein (Bundesland Salzburg) findet sich an einer südöstlichen Ecke des Schiffes der römisch-katholischen Nikolauskirche eine Weltgerichtsdarstellung. Sie ist von etwa 1460, als der Ort noch kein Wintersportzentrum und kein Bad war, sondern eine Ansammlung größerer landwirtschaftlicher Gehöfte und einiger Herbergen im Zusammenhang mit dem Apenpaß nach Kärnten. Dies brachte die notwendigen Einnahmen für die geräumige Kirche, für die man sich einen gefeierten Künstler seiner Zeit leistete: den Meister von Schöder.
In der Nikolauskirche verbinden zwei Seiten vor dem Altarbereich rechtsseitig die Malereien, so dass vor allem die Mandorla in der Ecke optisch die Form eines Herzens annimmt. Das Himmlische Jerusalem befindet sich auf der linken Seite ganz unten. Es besteht eigentlich nur aus einem Rundbogen mit etwas Mauerwerk, welches nach oben mit wenigen Zinnen abschließt. In Bad Gastein ist diese Tür bereits geöffnet. Die Figur des Petrus ist wie in der Kirche des Ortes Schöder gestaltet, mit der Besonderheit, dass er hier barfuß auftritt, währen die übrigen Personen festes Schuhwerk tragen (meist ist es umgekehrt: Petrus ist prächtig gekleidet, die Geretteten sind mitunter sogar nackt. Neben Geistlichen finden sich in der Gruppe vor dem Tor in Bad Gastein übrigens auch Bürgerliche und Frauen. Über ihnen steigen weitere Menschen aus den Gräbern, auch unter diesen werden sich Gerettete befinden. Spektakulär sind immer wieder die weggesprengten Sargdeckel, die hier frei im Raum umherzufliegen scheinen.
Klement Moder: Schöder, Bezirk Murau. Steiermark, Salzburg 1966.
Ronald Gobiet: Der Meister von Schöder. Zur Erhaltung und Erforschung mittelalterlicher Wandmalerei im Ostalpenraum, Salzburg 2002 (Salzburger Beiträge zur Kunst- und Denkmalpflege, 2).
Franz J. Fuhrmann: Die St. Nikolauskirche in Bad Gastein, in: Das Wesen Österreichs ist nicht Zentrum, sondern Peripherie, hrsg. vom Institut für Kunstgeschichte an der Universität Salzburg, Salzburg 2002 S. 43-56.