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Zweite Moskauer Apokalypsehandschrift (1580)

Neben der Moskauer „Vision vom himmlischen Jerusalem“ existiert eine weitere Fassung aus den 1680er Jahren. Auch dieses Werk umfasst wieder eine handschriftliche Abschrift der Johannesoffenbarung mit einem Kommentar des Heiligen Andreas von Cäsarea. Angefertigt wurde der Band in Moskau, und nach Information der Russische Staatsbibliothek in Moskau, wo sich der Band unter der Signatur Khlud. Nr. 7d. L. 130 befindet, wurden beide Werke von dem gleichen Skriptorium angefertigt, allerdings von einem anderen Miniaturisten, der hier dem Zackenstil eine mehr lineare, ruhigere Gestaltung verliehen hat. Diese wie andere Miniaturen des Bandes sind fast ausschließlich in Grün und in Rot koloriert. Auch in diesem Fall sind weitere Informationen nicht bekannt, einen nennenswerten Forschungsstand gibt es nicht, das Werk muss also durch sich selbst zu uns sprechen:
Wie auf frühneuzeitlichen Darstellungen öfters zu finden betrachten Johannes und der Engel mit dem Maßstab die Stadt, die ja von oben herabschweben sollen, über der Stadt die Erscheinung. Im hiesigen Fall sind sogar noch Berge oder Felsen zwischen Stadt und den beiden Beobachtern geschoben. Die Stadt ruht auf einem breiten Fundament mehrerer grüner Farbstreifen, die das Edelsteinfundament markieren. Dazwischen sind drei Rundbögen mit kunstvoll ziselierten Türmchen gesetzt, in denen Engel Wache halten. Typisch für die Ostkirche sind sie als rote Cherubin, als Geistwesen dargestellt. Die Funktion englischer Türwächter ist dem Text nach eigentlich überflüssig, doch sie finden sich auch bei Darstellungen der Westkirche des 16. und 17. Jahrhunderts immer wieder: Offensichtlich war es den Menschen damals kaum möglich, sich eine Stadt ohne Schutz vorzustellen.
Weitere Türme findet man an den Rändern der Stadt, von denen jeder anders gestaltet ist. Markant ist der rosafarbene Turm links, der die gesamte linke Flanke der Stadt abschließt, während auf der rechten Seite Mauerfläche zu sehen ist, auf der sich ein Biforienfenster verloren hat. Der oberste Turm unter dem Baldachin sticht in Form und Größe hervor, ähnlich wie auf der Kreuzzugsikone (um 1555). Angespielt ist auf die Auferstehungskirche in Jerusalem (die im Westen als Grabeskirche bezeichnet wird) in ihrer äußeren Gestalt nach dem Wiederaufbau von 1048. Das gesamte Innere der Miniatur ist der Darstellung des ewigen Abendmahls vorbehalten, sieben Gruppen an sieben Altartischen lassen sich ausmachen. Überragt werden sie von Maria als Himmelskönigin auf einem Thron neben weiteren Engeln. 

Ф. И. Буслаев: Русский лицевой Апокалипсис. Свод изображений из лицевых Апокалипсисов по рус. рукописям с XVI в. по XIX, Москва 1884.

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tags: Russische Staatsbibliothek Moskau, Frühe Neuzeit, Ostkirche, Zackenstil
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