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Uwe Fossemer (geb. 1942): Buntglasfenster in der Osterkirche von Neuengörs (2006)

Ein Jahr nach Jerusalemsfenster für die Kisdorfer Adventistengemeinde folgte nun, 2006, eine weitere Ausführung von Uwe Fossemer (geb. 1942) zu dem Thema Himmlisches Jerusalem, für die evangelische Kirche in Neuengörs (Kreis Segeberg, Holstein). Es gehört dort zu einem Ensemble von drei Fenstern im Kirchenschiff (linke Seite) zu den Motiven Auferstehung, Lebensbaum sowie, drittens und dem Altar am nächsten, das Neue Jerusalem. Die Buntglasfenster wurden nachträglich zur Aufwertung in die 1956 mit einfachen Mitteln errichtete Kirche 2006 eingefügt, zusammen mit weiteren Arbeiten des Künstlers. Initiator war u.a. der damalige Pastor Michael Thermann.
Die Fenster sind der Gemeinde vertraut, da der Künstler in Vorträgen vor Ort zu seiner Kunst mehrfach Stellung nahm und mit den Anwesenden diskutierte, was man darauf sehen könne, mit überraschenden Einsichten: ein blaues Fragezeichen lässt sich ebenso erkennen wie Prozesse des Vergehens, aber auch Entstehung. Der Reiz der Neuengörser Arbeit besteht in einem Kontrast zwischen dem figürlichen, kleinteiligen Jerusalem oben und den dynamische, gewaltigen Wellen und Wogen im unteren Bereich. Der Künstler meinte dazu, dass das Himmlische Jerusalem „für unsere menschliche Vorstellungskraft nicht nachvollziehbar ist. Das soll heißen, dass es ein Versuch sein kann, das ‚Neue Jerusalem‘ mit den begrenzten menschlichen Möglichkeiten des Künstlers darzustellen. Wenn man genau hinsieht, so ist das Vergehen des ersten Himmels und der ersten Erde und das Sehen des neuen Jerusalem in die Form eines angedeutete Fragezeichens eingebunden“.

Im Œuvre von Fossemer ist es die bislang deutlichste Wiedergabe der traditionellen Bildelemente des Himmlischen Jerusalem, freilich in der dem Künstler eigenen Ausdrucksweise. So findet man bei der quadratischen Stadt an den Außenseiten jeweils drei weiße Kreise (den Perlen) vor farbigen Bändern (den Edelsteinen). Von Seite zu Seite zieht sich ein blaues Band und bildet ein lateinisches Kreuz, mit einem roten Objekt in der Mitte. In den gelben Flächen dazwischen sind Strukturen von Architektur eingeschrieben, ähnlich wie bereits bei dem ersten Himmlischen Jerusalem Fossemers in Oering (1999). In die vier Ecken sind grüne Kreise mit jeweils drei roten Punkten gesetzt: der früchtetragende Lebensbaum. Der störende, oder doch zumindest irritierende Balken, der sich durch die Stadt und darüber hinaus zieht, ist einer der Glasträger.

Axel Lohr, Jan Petersen: Kirchenglasmalereien in Hamburg und Schleswig-Holstein, herausgegeben von der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Kiel 2023.

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tags: Holstein, Uwe Fossemer
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