Suche
Close this search box.

Uwe Fossemer (geb. 1942): Glasarbeiten in Oering (1999), Kisdorf (2005), Neuengörs und Betzdorf (beide 2006)

Uwe Fossemer (geb. 1942 in Kaltenkirchen) fertigt noch alle seine Werke vom Entwurf bis hin zum Polierbrand in seinem Atelier selbst an. Der Künstler legt Wert darauf, an seinen Werken alleine, mitunter über viele Jahre zu arbeiten – eine Besonderheit in einer Zeit, in der Glasdesigner ihre Entwürfe meist zu den großen Glasstudios weiterreichen, selbst aber die Ausfertigung nicht mehr übernehmen.


Ursprünglich hat Fossemer an der Muthesius-Werkkunstschule in Kiel Malerei studiert, aber konzentriert sich seit 1987 in seinem Atelier in Itzstedt ausschließlich auf Glasfensterarbeiten für Kapellen und Kirchen, überwiegend in Norddeutschland. Der Künstler arbeitet seit geraumer Zeit am Jerusalems-Motiv, erstmals bei dem Tauffenster für die evangelische Kirche in Oering. Der Hinweis auf das Himmlische Jerusalem befindet sich im oberen Drittel des Fensters, welches 1999 eingebaut wurde. Die Grundstruktur sind geometrische Formen: Neun Quadrate wurden so gesetzt, dass sie ein großes Quadrat ergeben und gleichzeitig ein blaues Kreuz (den Lebensfluss). Dazwischen deuten schwarze Linien die Bauten der Stadt an. In der Mitte wacht das Auge Gottes in einem Dreieck.


Es folgte ein weiteres einzelnes Fenster für die Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten im Ortsteil Kisdorf bei Kaltenkirchen. Dies war im Jahr 2005. Die himmlische Stadt befindet sich dort im oberen Viertel und zeigt in ihrer Mitte das Auge Gottes als Hinweis auf seine Allgegenwärtigkeit, von dem nach vier Seiten der Lebensfluss strömt. Die quadratische Anlage ist von einem Kreis umzogen, der die zwölf Edelsteine trägt (vgl. John Michell). Im gesamten Fenster findet man zahlreiche Details, wie etwa Fische, Planeten oder Chromosome. In der Gemeinde ist das Fenster außerordentlich bekannt und so etwas wie ein Logo, aus folgendem unbeabsichtigten Grund: Auf zahlreichen Aufnahmen von Gottesdiensten und Vorträgen steht der Pfarrer oder der Referent permanent vor dem Fenster. Die Gemeinde berichtete, dass auch in Predigten immer mal wieder auf Inhalte des Fensters Bezug genommen wird. Als einzige der hier vorgestellten Glasmalereien hat der Künstler es datiert und signiert.

 

Nach nur einem Jahr, 2006, folgte eine weitere Ausführung zu dem Thema, für die evangelische Kirche Neuengörs. Auch dieses Fenster ist der Gemeinde vertraut, da der Künstler in Vorträgen vor Ort zu seiner Kunst Stellung nahm und mit den Anwesenden diskutierte, was man darauf sehen könne. Die Stadt ist quadratisch, an den Seiten sind je drei Perlentore, in Farbbalken gesetzt, die die Edelsteine darstellen. Im Zentrum befindet sich die Schnittstelle eines blauen Kreuzes. In die vier Ecken sind grüne Kreise mit jeweils drei roten Punkten gesetzt: der früchtetragende Lebensbaum. Der störende, oder doch zumindest irritierende Balken, der sich durch die Stadt und darüber hinaus zieht, ist einer der Glasträger.

 

Ebenfalls 2006 erfolgte eine weitere Glasarbeit Fossemers zum Thema. Es handelt sich um ein Fenster im Rahmen einer umfangreichen Verglasung des Verbindungsgangs des Klosters der Missionare der Heiligen Familie in Betzdorf-Bruche (Siegerland). Ein Teil einer Glasstele im mittleren Bereich zeigt das Neue Jerusalem in runder Form, Alpha und Omega befinden sich verschlungen in seiner Mitte. Umgeben ist der Kreis von einem Quadrat, in dessen Zwickeln auch Bäume, Früchte, Fenster und Häuser eingezeichnet wurden. Die weißgelben Halbkreise am Rand stellen die Tore der Stadt dar, die blauen Partien den Lebensfluss, der vom Zentrum aus sich in alle vier Himmelsrichtungen verteilt. Die kostbare Verglasung wurde von dem Mönchen nur wenige Jahre genutzt, denn seit 2022 wird die ehemalige Klosteranlage nach Umbau von der Diakonie Südwestfalen als Pflegeheim betrieben. Auf Veranlassung des Verkäufers, der Missionare der Heiligen Familie, wurde Wert darauf gelegt, die Glasarbeiten zu erhalten. Sie stellen einen Höhepunkt und eine Vollendung der Bestrebungen des Künstlers da, das Himmlische Jerusalem in einer modernen, aber universellen Formsprache zu präsentieren. Im Vergleich zu den vorangegangenen Fenstern kann man sehr schön diese Entwicklung in ihren Stufen nachvollziehen.

 

tags: Schleswig-Holstein, Freikirche, Adventisten, Schöpfung, Tauffenster, Fisch, Planet, Chromosom
Share:
error: