Nachdem die römisch-katholische Heilig-Kreuz-Kirche in Angelbachtal bei Sinsheim ihrer Fertigstellung entgegenging, trafen sich im Frühjahr 1968 die Architekten Otto Hess und Wilfried Kornmüller mit dem Pfarrverweser Wilhelm Jörger, um über die finale Fenstergestaltung zu sprechen. Jedes der Fenster sollte eine in sich abgeschlossene Komposition abbilden, sie sollten modern sein und etwas vom „Geheimnis des Glaubens“, so verzeichnet es das Protokoll, vermitteln. Das Fenster im Kirchenbau seitlich rechts, nahe dem Eingangsbereich, sollte Bezug auf Kap. 21, Vers 2-4 der Johannesoffenbarung nehmen. Leider wissen wir heute nur, dass man diese Vorgaben machte, jedoch nicht, was die dahinter liegenden Gründe oder Erwartungen waren.
Zu sehen sind heute mehrere Bögen der Stadttore in unterschiedlichen, hellen bis grellen Farben. Sie gruppieren sich um mehrere Kreise, die in sich zum Teil geometrische Strukturen aufweisen. Vielleicht ist dies das eingangs gewünschte „Geheimnisvolle“, denn viele Details dieser Fensterbahn entziehen sich bewusst einer Erklärung. Es wurde dabei spezielles Echt-Antikglas der Glashütte Lamberts in Waldsassen verwendet, was heute gar nicht mehr zu bezahlen wäre, da die handwerklichen Kenntnisse der Herstellung in Deutschland kaum mehr vorhanden sind. Die in das Glas gebrannte Bemalung in Schwarzlot dämpft dabei bewusst die Helligkeit und Farbigkeit.
Die Empfehlung für einen Karlsruher Künstler ging von Otto Hess aus, der schon zuvor mit ihm zusammen gearbeitet hatte: Franz Dewald (1911-1990). Er hatte wenige Jahre zuvor mit einer Glaswand in St. Mauritius in Kippenheim, eine Art Vorstufe zu Angelbachtal, Aufmerksamkeit in Fachkreisen erregt. Ausgeführt wurden diese Arbeiten Dewalds durch die Karlsruher Werkstätte für Glas, Scharf, Ende 1969 und anschließend in die Heilig-Kreuz-Kirche eingebaut.
Laun, Rainer: Die ehemalige katholische Kirche in Angelbachtal-Eichtersheim und andere Kirchenumnutzungen im Rhein-Neckar-Kreis, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 1998, S. 130-132.
Ute Hübner: Franz Dewald. Das malerische Werk mit Œuvreverzeichnis, Münster 1999.
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