Fabio Nones (geb. 1961): Freskenmalerei aus der Kapelle Madonna Addolorata in Pian del Levro (1995)
Fabio Nones (geb. 1961) gehört zu einem Kreis internationaler Maler, die die Ikonenkunst neu aufleben lassen, ich erinnere Paolo Orlando, Sofia Popovych, Michael Greer, Francisco José Gómez Argüello oder Vladimir Blagonadezhdin. In Italien mit seiner Tradition italobyzantinischer Werke ist diese Richtung im zeitgenössischen Sakralbau seit etwa 1990 stark präsent.
Die „Fraternità di Gesù“ ist eine sehr kleine monastischen Kommune, die direkt dem Erzbischof von Trient unterstellt ist. Sie siedelte sich in Pian del Levro an, einem kleinen Bergdorf im Tal Vallarsa bei Rovereto. Dort wurde bereits 1704 eine Kapelle der Sieben Schmerzen der Heiligen Jungfrau Maria errichtet, vom Adligen Arcangelo Tabarini aus Rovereto, dem damaligen Besitzer des angrenzenden Bauernhofs. Beides wurde knapp dreihundert Jahre später von der Jesus-Kommunität unter viel Eigenleistung und Mithilfe von Freiwilligen der Pfarrei San Valentino di Vanza (Trambileno), der das Bauwerk rechtlich gehört, wieder hergerichtet und erweitert. 1995/1996 sollte die Kapelle, die auch unter dem Namen „Madonna Addolorata“ geführt wird, mit Fresken ausgestattet werden.
Thema waren selbstverständlich Szenen aus dem Leben Mariens. Man wählte einen Künstler, der eng mit der Region verbunden war und die Kommunität bereits kannte: Fabio Nones. Dieser wurde in Val di Cembra geboren und besuchte das Erzbischöfliche Gymnasium von Trient. 1980 begann er ein Theologiestudium am Diözesanseminar von Trient, das nach mehreren Unterbrechungen (eigene monastische Erfahrungen, Hochzeit 1988, Aufziehen von drei Kindern) 2008 abgeschlossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Nones bereits als Maler und Restaurator in einem Atelier in Trient, wo Werke für Italien, Weißrussland und Afrika entstanden.
Es war der Wunsch der Kommunität, dass die Physiognomien weniger starr, sondern individuell, auch freundlich und zugewandt sein sollten. Die thematische Konzeption geht auf Nones zurück, den die Kommunität als meinungsstark in Erinnerung hält. Von Nones stammt die Idee, das Himmlische Jerusalem über den Eingangsbereich zu setzen, an der Seite zur Straße, dem Altar gegenüber.
Dort erscheint auf einem Thron der auferstandene Christus, irritierend ein weiteres Mal dargestellt in Form eines Lammes. Der diese Elemente umgebende Segmentbogen ist vollständig ausgefüllt mit Toren und Mauerpartien, die sich im Zackenstil verbinden, überkreuzen, vor- und zurückspringen. Jedes Tor ist mit dem Namen eines der jüdischen Stämme individualisiert und mit einem gleich aussehenden Engel besetzt. Sie alle richten ihre Augen gebannt auf Christus. Vorbild neben der Ikonenmalerei waren romanische Kunstwerke, hier dezidiert die Malereien aus San Pietro al Monte in Civate (um 1050).
P. Begogni, M. Ferrari, G. Pasini, Paolo Begogni: Piccola fraternità di Gesù, Pian del Levro: Casa Chiesa. Atti del convegno di inaugurazione della Casa Chiesa, 16 maggio 2009, Trento 2019.
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